Ferdinand Marcos Jr., bekannt unter seinem Spitznamen "Bongbong" und Sohn des früheren Diktators, hat die Präsidentschaftswahlen am 9. Mai mit einem Erdrutschsieg für sich entschieden. Sara Duterte, Tochter des scheidenden Präsidenten Rodrigo Duterte, wurde in getrennten Wahlen zur Vizepräsidentin gewählt. Marcos Jr. erhielt mehr als doppelt so viele Stimmen wie die Zweitplatzierte, die scheidende Vizepräsidentin Leni Robredo, die die Ergebnisse akzeptierte. Obwohl der designierte Präsident im Wahlkampf keine klaren Versprechen gemacht hat, erwartet der Kreditversicherer Credendo Kontinuität insbesondere in der Wirtschafts- und Innensicherheitspolitik. Marcos Jr. wird sein Amt im Juli offiziell antreten.

Die Rückkehr eines Marcos an die Macht, 36 Jahre nach einer langen und schweren Diktatur, die mit der Flucht der Familie ins Exil endete, kann als Rehabilitierung gewertet werden. Die deutlichen Ergebnisse für Marcos Jr. und Duterte geben Rückenwind. Vor der Wahl war Marcos Jr. darauf bedacht, das Image seiner Familie aufzupolieren und die düstere Bilanz hinsichtlich Menschenrechten und Korruption herunterzuspielen. Gründe für seinen Erfolg sieht Credendo in seinem breiten politischen Netzwerk, intensiven Rehabilitierungsbemühungen über soziale Medien und der hohen Popularität Sara Dutertes.

Während der Kreditversicherer in der Wirtschaftspolitik Kontinuität und eine unternehmensfreundliche Haltung erwartet, könnten die innere Sicherheitspolitik – symbolisiert durch Dutertes umstrittenen Krieg gegen die Drogen – und die Gefahr eines weiteren Anstiegs des Autoritarismus inkl. Bedrohung der Meinungsfreiheit zu Protesten demokratischer Kräfte und der Zivilgesellschaft führen. Credendo befürchtet, dass die Präsidentschaft Marcos die gesellschaftliche Polarisierung weiter vorantreiben wird, obwohl er über ein starkes Mandat verfügt. In der Au0enpolitik wird Pragmatismus erwartet zwischen der Aufrechterhaltung guter Handelsbeziehungen mit China – wodurch Spannungen im Südchinesischen Meer so weit wie möglich vermieden werden – und der Aufrechterhaltung der Verteidigungsbeziehungen zum US-Verbündeten.

In der Wirtschaftpolitik geht Credendo von makroökonomischer Stabilität aus, die von Technokraten verwaltet wird. Investitionen in die Infrastruktur im Rahmen des "Build, Build, Build"-Programms werden ein zentraler Punkt bleiben. Der neue Präsident wird sich auch den steigenden Lebenshaltungskosten aufgrund hoher Energie- und Lebensmittelpreise widmen. Im April lag die Inflation bei etwa 5 %, was die Verbrauchernachfrage beeinträchtigte und die Risiken sozialer Instabilität erhöhte. Gleichzeitig verlangsamt sich die wirtschaftliche Erholung, da sich inländische und externe Bedingungen verschlechtern. Als inländische Faktoren nennt Credendo rückläufigen Verbrauch durch Inflationsdruck und schleppende Coronaimpfungen (61 % der Bevölkerung sind vollständig geimpft), extern sind Exporte beeinträchtigt durch die Wirtschaftskrise in China, Unterbrechungen der Lieferkette und Rezessionsrisiken in der EU. Auch mögliche Zinserhöhungen können die Dynamik dämpfen. Der Kreditversicherer erwartet, dass das BIP-Wachstum nach starkem ersten Quartal niedriger ausfallen wird als die prognostizierten 6,5 %. Investitionsprojekte könnten für einen gewissen Ausgleich sorgen. Ausgaben aus Steuermitteln werden schwieriger, da die öffentliche Finanzsituation sich in der Pandemie deutlich verschlechtert hat. Die Staatsverschuldung stieg von 37 % des BIP im Jahr 2019 auf 57 % im Jahr 2021, während das Haushaltsdefizit in diesem Jahr voraussichtlich deutlich über 5 % des BIP bleiben wird.

Kurzfristig sieht Credendo keine Änderung seiner Risikoeinschätzungen vor.   

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