Der Mertsee am nordöstlichen Stadtrand von Eggenfelden im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn ist ein Stausee am gleichnamigen Fluss Mertsee, der 1961 zum Hochwasserschutz und als Naherholungsgebiet gebaut wurde. Der als Erddamm errichtete Staudamm besteht im Wesentlichen aus einer künstlichen geböschten Erd- und Felsschüttung. Bei einer bis zu 23 ha großen Wasseroberfläche und einer Höhe von 15 m über der Gründungssohle, besitzt der Mertsee ein Speichervolumen von rund 1 Mio m³ Wasser.

Im Jahr 2021 gründete eine Handvoll heller Köpfe die ‚Energiegenossenschaft Karl-Rolle-Straße e.G.‘, u.a. … „zur Errichtung und Betrieb von Anlagen zur Erzeugung und Versorgung der Mitglieder mit Wärme sowie Betrieb eines Wärmeversorgungsnetzes“. Schon seit ein paar Jahren gibt es in der Stadt die Idee, ein nachhaltiges Heizkraftwerk zu bauen und zu betreiben, das neben geplanten Wohnblocks und diversen Gebäuden des Karl-Rolle-Gewerbeparks im Eggenfelder Norden auch das dort liegende Freibad mitbeheizen soll. Letzteres sollte Garant dafür sein, dass das entwickelte Konzept aufgeht, denn: Ein Wärmeabnehmer für den Sommer musste her und das Freibad schien da geradezu perfekt.

Die Bauarbeiten starteten im November, bereits Anfang März 2022 wurde der Wärmespeicher installiert, Mitte März begann der Bau der Fernwärmeleitungen. Der erste Abschnitt war auch gleich der dringlichste: die Anschlussleitung an das Freibad, da schon in der Saison 2022 das Freibadwasser mit „der neuen Fernwärme“ beheizt werden soll. Der kürzeste, zum Schutz von Umwelt und Natur sinnvollste, aber auch wirtschaftlich günstigste Verlauf für diese Fernwärme-Anschlussleitung an das Freibad, führte ganz klar quer „über den Mertsee“. Und „direkt über“ den Stausee bedeutete natürlich aus technischer Sicht „direkt drunter weg“, also im grabenlosen Horizontalspülbohrverfahren. Ein konventioneller Bau im offenen Graben stand gar nicht erst zur Diskussion.

Mit der langjährigen Erfahrung und dem hohen Anspruch an sich selbst versteht sich das Team der TPP (Trenchless Pipe Pulling) GmbH & Co.KG als ausgewiesener Spezialist für die Horizontalbohrtechnik. Wenn‘s knifflig wird, verlassen sich alle auf ihr fachliches Know-how und ihre routinierte Hand-in-Hand-Arbeit. Nicht zuletzt vertraut das Team auch auf seine technische Ausrüstung und seine zuverlässig und präzise arbeitenden Maschinen. Für die vorgesehene Länge der Bohrung, den erwarteten Höhenunterschied sowie den bekannt kompliziert strukturierten Baugrund holte es die eigene TRACTO-Horizontalspülbohranlage, den GRUNDODRILL18N mit Doppelrohrgestängen Typ TD82 und maximalem Drehmoment von 10.000 Nm aus dem Fuhrpark. Nicht zuletzt entschieden auch der Bohrdurchmesser und die Durchmesser der notwendigen Aufweitköpfe für das einzuziehende Schutzrohr PE DA 280 SDR 17 über die Wahl des GRUNDODRILL18N, den „King of Rock“.

Die üblichen Arbeiten und Vorkehrungen für die Baustelleneinrichtung erfolgten Anfang März 2022: Errichten von Start- und Zielbaugrube auf der Dammkrone in Höhe des Heizkraftwerks in der Karl-Rolle-Straße, respektive auf dem jenseits des Mertsees gelegenen Freibadgeländes, Wahl der passenden Bohrwerkzeuge und Aufweitköpfe sowie Herstellung der Bohrspülung im Verhältnis 35 kg/m3.

Für den Start der Pilotbohrung am 16. März 2022 war alles an Ort und Stelle platziert. Laut Planung wurde ihre Gesamtstrecke vom Einstichspunkt auf der Dammkrone in Höhe der Karl-Rolle-Straße 43 bis zum Ende der Unterquerung am gegenüberliegenden Ufer auf dem Freibadgelände mit 180 m gemessen. Der Durchmesser des Bohrkopfes betrug 190 mm. Und los ging‘s: Der GRUNDODRILL18N arbeitete sich durch die Dammböschung bis mind. 4 m unter die Seesohle mit einem Gesamthöhenunterschied von 15 m bezogen auf die Startbaugrube. Trotz schwieriger Baugrundverhältnisse schritt die Pilotbohrung mit einem Drehmoment von rund 6.000 Nm und einer durchschnittlichen Schub-/Zugkraft von bis zu 75 kN recht zügig voran; der Spülungsbedarf lag dabei bei rund 90 l/min.

Nach genau 180 m erreichte der Bohrkopf wie geplant die Zielbaugrube am gegenüberliegenden Staudammufer. Nun hieß es: Bergung des Bohrkopfes und Austausch gegen den Stufenräumer Ø 350 mm für die erste Aufweitung. Ein Stufenräumer mit Ø 440 mm für die zweite Aufweitung und die Anbindung des Schutzrohres PE DA 280 SDR 17 (zusammengeschweißte 12 m Stangen) zum gleichzeitigen Einzug in den Bohrstrang, verlangte dann die volle Leistung des GRUNDODRILL18N. Mit einem maximalen Drehmoment von 10.000 Nm Drehmoment und 55 kN Zugkraft gelang die Fertigstellung des Dükers unter den Mertsee. Der Einzug des Fernwärmerohrs Duo 75/75, Ø 202 mm, in das Schutzrohr schien nach dem eigentlichen Dükerbau fast nur noch Nebensache zu sein.

Die Unterquerung des Mertsees, die mit dem TPP-Top-Team und dem „King of Rock“ hat ganze Arbeit geleistet und das Freibad ist pünktlich zum Saisonbeginn am Start. Sowohl das Heizwerk als auch der Bau dieses Fernwärmeleitungs-Anschlusses erfüllen voll die Kriterien der Nachhaltigkeit. Allein ca. 83 t an CO2-Ausstoß werden durch das neue Heizkraftwerk eingespart und heimische Holzschnitzel für den Betrieb verwendet. Die Unterquerung des Mertsees hat im Gegensatz zum Bau der Leitung im offenen Graben, der unverhältnismäßig lang und kompliziert geworden wäre, deutlich geringere Kosten, minimale Feinstaub- und Lärm-Emissionen verursacht.

Über die TRACTO-TECHNIK GmbH & Co. KG

TRACTO ist Mitbegründer, Gestalter und Innovator der grabenlosen Technik. Das Unternehmen mit Stammsitz in Lennestadt-Saalhausen entwickelt, produziert und vertreibt Maschinen und Zubehör für die unterirdische Verlegung und Erneuerung von Rohrleitungen. Diese ressourcenschonende und nachhaltige NoDig-Technik findet Anwendung beim Bau von Leitungs-Infrastrukturen für Wasser, Gas, Strom, Telekommunikation, E-Mobilität und Fernwärme, bei der Glasfaservernetzung, im Pipelinebau sowie in der Abwasserentsorgung. Die Kunden für diese innovativen Systeme kommen hauptsächlich aus dem Bereich Tiefbau und Spezialtiefbau, aber auch Versorger und Netzbetreiber zählen dazu. Seit der Gründung im Jahr 1962 hat TRACTO zahlreiche bahnbrechende NoDig-Lösungen entwickelt und ist heute der weltweit einzige Vollanbieter für grabenlose Technik. Das Unternehmen mit Repräsentanzen in ganz Deutschland und Schwesterfirmen in der Schweiz, Großbritannien, Frankreich, Australien, Afrika und den USA hat weltweit rund 600 Mitarbeiter.

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