Für 2021 hatte Bayer ursprünglich ein Jahr des Übergangs angekündigt – übertraf dann aber die zweimal nach oben angepasste Konzernprognose. Der Umsatz erhöhte sich auf 44,1 Milliarden Euro. Das um Sondereinflüsse bereinigte EBITDA war um 2,5 Prozent rückläufig und lag bei 11,2 Milliarden Euro. Hier konnten – teils inflationsbedingt – höhere Herstellungskosten und erhebliche negative Währungseffekte weitgehend kompensiert werden. Das bereinigte Konzernergebnis je Aktie aus fortzuführendem Geschäft erhöhte sich um 1,9 Prozent auf 6,51 Euro. Da Bayer seine Dividendenpolitik beibehält, 30 bis 40 Prozent davon auszuzahlen, haben Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung eine Dividende von 2,00 Euro je Aktie vorgeschlagen.
Ebenso wie der Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Winkeljohann dankte Baumann den Beschäftigten auf der ganzen Welt: „Sie haben all das erarbeitet und ermöglicht. Immer mit der großen Leidenschaft und Motivation, die uns im Team Bayer ausmachen.“ Nicht zufrieden zeigte sich Baumann hingegen mit dem Kursverlauf der Aktie im Jahr 2021. „In den vergangenen Monaten sieht das allerdings anders aus. Seit Jahresbeginn hat unsere Aktie mehr als 30 Prozent zugelegt! Das ist mit großem Abstand die beste Kursentwicklung aller Werte in Dax und EuroStoxx 50 in diesem Zeitraum!“
„Nahrungssicherheit in vielen Ländern ist massiv bedroht“
Besorgt zeigte sich der Vorstandsvorsitzende angesichts der Folgen des Kriegs in der Ukraine. „Wir bei Bayer stehen an der Seite der Menschen in der Ukraine.“ Deshalb helfe das Unternehmen etwa Geflüchteten und habe auf Bitten der ukrainischen Regierung sowohl Medikamente als auch Saatgut gespendet. Von einer funktionierenden Landwirtschaft dort hänge sehr viel ab. „Denn der Krieg in der Kornkammer Europas verschärft die ohnehin angespannte Situation bei der weltweiten Nahrungsversorgung.“ Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen beziehe aus der Ukraine normalerweise etwa die Hälfte der Nahrung, die es an die Ärmsten der Armen verteile.
„Schon jetzt ist klar, dass dieser Krieg auch außerhalb der Kampfgebiete unzählige Opfer fordern wird. Die Nahrungssicherheit in vielen Ländern ist massiv bedroht, gerade in der arabischen Welt und in weiten Teilen Afrikas. In vielen Ländern werden die Lebensmittel deutlich teurer. Das sehen wir heute schon. Noch schlimmer ist die Situation aber in den Ländern, in denen sich Menschen buchstäblich das täglich Brot nicht mehr leisten können, wenn sich die Preise verdoppeln“, sagte Baumann und betonte: „Als ein weltweit führendes Agrarunternehmen tragen wir hier eine besondere Verantwortung, der wir gerecht werden wollen.“
Dabei spiele Bayer erstens eine wichtige Rolle bei der kurzfristigen Nahrungsversorgung in den betroffenen Regionen. Beispielsweise werde rund die Hälfte der Getreideernte Kenias mit Bayer-Produkten gesichert. Zweitens lege das Unternehmen sein Augenmerk darauf, die globalen Lieferketten im Agrarsektor aufrechtzuerhalten. Und drittens unterstütze es die so wichtige Rolle von Kleinbauern für die Welternährung, die in vielen Entwicklungsländern für etwa 80 Prozent der verfügbaren Lebensmittel sorgten. „Wir konzentrieren uns seit 2019 als Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie explizit auf diese Kundengruppe und erreichen inzwischen 50 Millionen Kleinbauern weltweit.“
„Wir schauen optimistisch in die Zukunft“
„Langfristig brauchen wir mehr Innovationen in der Landwirtschaft, um den erheblichen Bedarf an Produktivität und Nachhaltigkeit zusammenzubringen“, richtete Baumann den Blick nach vorne. Zu den Perspektiven des Konzerns sagte er dabei: „Wir schauen optimistisch in die Zukunft. Und wir investieren in die Zukunft.“ In diesem Zusammenhang hob er die Erfolgsgeschichte von Leaps by Bayer hervor. Die Einheit habe seit ihrer Gründung 2015 mehr als 1,3 Milliarden Euro in rund 50 Biotech-Firmen investiert, um auf Technologien zu setzen, die das Potenzial haben für wirklich grundlegenden Fortschritt im Leben der Menschen. In den kommenden drei Jahren werde Leaps by Bayer die gleiche Summe in solch visionäre Forschung mit Blick auf die großen Fragen für Gesundheit und Landwirtschaft investieren wie zuvor in sieben Jahren. „Wir machen das, um auch künftig zu wachsen und eine überdurchschnittliche Performance zu erzielen“, so der Vorstandsvorsitzende. „Natürlich ist das auch mit Unsicherheiten verbunden, und es braucht einen langen Atem. Gerade unsere Aufstellung in drei Geschäften erlaubt uns diesen langen Atem.“
Auch für die Zukunft bekennt sich Bayer eindeutig zum Standort Deutschland, wie das neue Zukunftskonzept zeigt, auf das sich das Unternehmen mit dem Betriebsrat verständigt hat. „Bayer ist in der Welt zu Hause, aber wir wissen auch, woher wir kommen“, betonte Baumann. So werde der Konzern in den kommenden drei Jahren rund eine Milliarde Euro in seine Pharmaproduktion in Deutschland investieren.
Für das Gesamtjahr geht Bayer davon aus, dass das gute Wachstum der Geschäfte anhält und sich die positive Entwicklung fortsetzt – wobei die Folgen des Kriegs in der Ukraine noch nicht absehbar sind. „Es ist unser erklärtes Ziel, jetzt Kurs zu halten“, sagte Baumann. „Mit unserer konsequenten Ausrichtung auf die Bereiche Gesundheit und Ernährung sind wir gerade jetzt besonders gefordert, um in der Krise unseren Beitrag zur Versorgung der Menschen zu leisten. Diesem Anspruch wollen wir gerecht werden – und ich bin auch unter diesen Umständen zuversichtlich für ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr.“
Bei der Hauptversammlung steht auch die Wiederwahl dreier bereits amtierender Aufsichtsratsmitglieder an, für die der Vorsitzende des Gremiums, Norbert Winkeljohann warb, um „das notwendige Maß an Kontinuität in der Aufsichtsratsarbeit zu gewährleisten.“ Denn sieben von zehn Anteilseignervertreterinnen und -vertreter gehören dem Aufsichtsrat fünf Jahre oder weniger an. Zudem scheiden fünf teils langjährige Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter mit Beendigung der heutigen Hauptversammlung aus. „Mit einem Wechsel von Aufsichtsratsmitgliedern geht auch immer ein Verlust an Kenntnissen und Erfahrungen in Bezug auf Bayer einher“, sagte Winkeljohann. Gemeinsam mit Werner Baumann dankte er den ausscheidenden Aufsichtsratsmitgliedern und insbesondere seinem Stellvertreter Oliver Zühlke, der diese Rolle an Heike Hausfeld übergeben wird, die bereits in dieser Woche den Vorsitz des Gesamtbetriebsrats von Zühlke übernommen hat.
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