Das von den USA verhängte Ölembargo gegen Russland ist auf längere Sicht gesamtwirtschaftlich kaum von Bedeutung und schadet der russischen Wirtschaft kaum. Erst eine Beteiligung der Europäischen Union hätte langfristig einen signifikanten Schaden für Russlands Wirtschaft zur Folge, allerdings auch für einige eigene Mitgliedsländer. Dies zeigen Modellrechnungen des IfW Kiel. 

„Der Importstopp von russischem Öl durch die USA mag symbolisch von hoher Bedeutung sein, einen ökonomischen Schaden bei der russischen Wirtschaft verursacht er praktisch nicht und hat daher auch keine unmittelbaren Auswirkungen auf die finanziellen Handlungsspielräume Wladimir Putins“, sagte Hendrik Mahlkow, Handelsforscher am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel).

Ein Importstopp für russisches Öl durch die USA, Großbritannien und Kanada hätte für die russische Wirtschaft langfristig nur Einbußen um rund 0,2 Prozent ihrer Wirtschaftskraft zur Folge. Weder für die sanktionierenden Länder noch für andere europäische Staaten hätte die Sanktion auf Dauer nennenswerte ökonomische Effekte. Die größte Veränderung der Wirtschaftskraft würde die Slowakei mit einem Plus von 0,2 Prozent verzeichnen, da das Land von Handelsumlenkungen profitiert.  

Dies zeigen Simulationsrechnungen mit dem Handelsmodell KITE-Modell (Kiel Institute Trade Policy Evaluation). Es simuliert die langfristige und dauerhafte Veränderung von Handelsströmen, wenn sich Rahmenbedingungen ändern. Beispiele dafür sind die Einführung von Handelsbarrieren, wie hier durch Sanktionen, oder auch von Handelserleichterungen, etwa durch Freihandelsabkommen. Die kurzfristigen Folgen und Anpassungsprozesse werden im Modell nicht abgebildet.

Die USA importieren nur 4 Prozent ihres Öls aus Russland (6,7 Mrd. Dollar). Durch die Förderung von Schieferöl exportieren die USA mehr Öl, als sie importieren, und können ihren eigenen Ölbedarf komplett decken. 

­­­­­­­­Sehr viel wirksamer wird ein Ölembargo, wenn sich die Europäische Union daran beteiligt. In diesem Fall sinkt Russlands Bruttoinlandsprodukt in der Simulation dauerhaft um 1,2 Prozent. Allerdings wäre ein solcher Schritt für die EU teuer, weil vor allem ihre östlich gelegenen Mitgliedsländer wie Estland (-1,1%), Malta (-1%), Litauen (-0,8%) oder Griechenland (-0,7%) langfristig wirtschaftliche Einbußen haben. Deutschland wäre mit einer auf Dauer um 0,2 Prozent geringeren Wirtschaftskraft vergleichsweise gering betroffen.  

„Ein Ölembargo gegen Russland braucht die Beteiligung der EU, um seine Wirkung zu entfalten. Es wäre dann für Russland ökonomisch sehr schmerzhaft, allerdings auch für einzelne EU-Mitgliedsstaaten. Auch wenn die langfristigen Schäden für westliche Länder wie Deutschland nur sehr moderat sind, dürfte ein solcher Schritt kurzfristig zu Verwerfungen und hohen Preissprüngen führen“, so Mahlkow.  

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