Am Donnerstag, den 18.11.2021, erhielt Prof. Dr. med. Thomas Oellerich im Paul-Ehrlich-Institut den mit 15.000 Euro dotierten Langener Wissenschaftspreis. Mit dem Langener Wissenschaftspreis werden Forschende geehrt, die sich mit hohem Engagement dem medizinischen Fortschritt verschrieben haben. "Wir freuen uns, mit Prof. Dr. Thomas Oellerich einen Wissenschaftler auszuzeichnen, der sich mit seiner Forschung der Aufklärung onkogener proteomischer Prozesse wie z.B. der Signaltransduktion bei Leukämien und Lymphomen verschrieben hat. Er trägt damit dazu bei, verbesserte zielgerichtete Therapiemöglichkeiten zu erschließen", betont Prof. Dr. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Die Preisübergabe erfolgte pandemiebedingt in kleiner Runde. Im kommenden Jahr soll die Feier anlässlich der Verleihung des Langener Wissenschaftspreises 2021 im üblichen Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung nachgeholt werden.

Fünf Forschende beziehungsweise Forschungsteams waren vom sechsköpfigen Kuratorium des Preises unter Vorsitz des ehemaligen Präsidenten des Paul-Ehrlich-Instituts, Prof. Johannes Löwer, aus den Bewerbungen für den Langener Wissenschaftspreis ausgewählt und im Oktober zu einer virtuellen Vortragsveranstaltung eingeladen worden. Die weiteren Kuratoriumsmitglieder sind Prof. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Prof. Dr. Jan Werner, Bürgermeister der Stadt Langen, Manfred Pusdrowski, Geschäftsführer der Stadtwerke Langen, Prof. Hansjörg Schild, Leiter des Instituts für Immunologie, Mainz, und Prof. Erhard Seifried, Ärztlicher Direktor und Medizinischer Geschäftsführer des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg/Hessen.

Forschung des Preisträgers Prof. Thomas Oellerich: Systematische proteogenomische Charakterisierung von Krebszellen

Prof. Thomas Oellerich setzte sich in der Endrunde der aussichtsreichsten Preiskandidatinnen und -kandidaten mit seiner Forschung zur "Rolle des Onkoproteoms für innovative Diagnostik und Therapien" durch. Proteom bezeichnet die Gesamtheit aller Proteine in Organismen, Organen oder Zellen. Das Proteom der Krebszellen wird Onkoproteom genannt. Oellerich und sein Team erforschen Proteinexpressionsmuster und Proteinmodifikationen: Sie geben Auskunft darüber, welche Gene aktiviert sind und auf welche Weise diese Krebszellen beeinflussen. Die Proteomforschung macht es somit möglich, beispielsweise die molekularen Prozesse bei der Resistenzentwicklung von Krebserkrankungen zu erforschen und neue Therapieansätze zu entwickeln.

Konkret ist es der Forschungsgruppe von Prof. Oellerich gelungen, Erkenntnisse aus ihrer präklinischen Forschung zur Bedeutung eines Enzyms, der Kinase SYK, bei Patientinnen und Patienten mit einer bestimmten Leukämieform, der sogenannten akuten myeloischen Leukämie (AML), in die klinische Forschung zu übertragen. Nach einer erfolgreichen Phase-II-Studie läuft hierzu inzwischen eine international angelegte Zulassungsstudie.

Dabei soll es aber nicht bleiben – mithilfe ihrer systematischen proteogenomischen Charakterisierung von Krebszellen will die Arbeitsgruppe auch in Zukunft neue Biomarker und therapeutische Zielstrukturen identifizieren und so zu verbesserten zielgerichteten Therapiemöglichkeiten beitragen.

Langener Wissenschaftspreis

Im Jahr 1993 hat das Paul-Ehrlich-Institut zusammen mit der Stadt Langen den Langener Wissenschaftspreis ins Leben gerufen. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wird seitdem alle zwei Jahre an erfolgreiche Forscherinnen und Forscher vergeben und genießt ein hohes Ansehen. "Die Stadt Langen sieht eine gesellschaftliche Verantwortung auch für die Förderung der Wissenschaft und möchte dies durch den Langener Wissenschaftspreis zum Ausdruck bringen", betonte Prof. Dr. Jan Werner, Bürgermeister der Stadt Langen.

Die Vergabe des Wissenschaftspreises fördern die Stadtwerke Langen seit der ersten Preisvergabe. Direktor Pusdrowski sieht dieses Engagement in der Tradition des mehrheitlich kommunalen Unternehmens, Verantwortung für das soziale, kulturelle und wirtschaftliche Gemeinwohl zu übernehmen und gesellschaftliche Belange zu fördern.

Seit mehr als 30 Jahren ist das Paul-Ehrlich-Institut in Langen ansässig und wird auch mit seinem in Planung befindlichen Neubau weiterhin seinen Sitz in der Stadt Langen haben. Als forschende Arzneimittelbehörde sorgt das Bundesinstitut für einen hohen Standard bei Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit von biomedizinischen Arzneimitteln für Mensch und Tier. Die aktuelle Coronavirus-Pandemie hat die Bedeutung etablierter professioneller Prozesse bei Entwicklung und Zulassung qualitativ hochwertiger, sicherer und wirksamer COVID-19-Impfstoffe sichtbar gemacht. Das Paul-Ehrlich-Institut hat von Anfang an die Entwickler der Impfstoffe beraten und ist aktiv an den europäischen Zulassungsverfahren beteiligt. Zudem überwacht es intensiv die Sicherheit der Impfstoffe auch nach der Zulassung.

Der gemeinnützige "Verein zur Förderung des Langener Wissenschaftspreises" wurde 2003 mit dem Ziel gegründet, die Finanzierung der Auszeichnung durch Spenden zu gewährleisten.

Um die Jugend frühzeitig für medizinische Forschung zu begeistern, wird auch Prof. Oellerich im Dreieich-Gymnasium in Langen seine Forschung vorstellen.

Beruflicher Werdegang von Prof. Thomas Oellerich

Von 2003 bis 2010 studierte Prof. Dr. Thomas Oellerich Humanmedizin an der Georg-August-Universität Göttingen und der Royal Infirmary Edinburgh. Er promovierte 2012 an der Georg-August-Universität Göttingen. Stationen seiner weiteren Tätigkeit einschließlich seiner Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie umfassen die Georg-August-Universität Göttingen, das Universitätsklinikum Frankfurt, die University of Cambridge, UK, und das National Cancer Institute, NIH, USA. Im Jahr 2018 erfolgte die Habilitation im Fach Innere Medizin und seit April 2019 ist er Professor für Translationale Proteomik bei Krebserkrankungen der Goethe-Universität Frankfurt/Main und des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK). Gleichzeitig arbeitet er seit 2019 als Oberarzt in der Abteilung für Hämatologie/Onkologie am Universitätsklinikum Frankfurt.

Erhaltene Preise & Stipendien

  • 2002 Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
  • 2012 Publikationspreis der Georg-August-Universität Göttingen
  • 2013 American Society of Hematology Abstract Achievement Award
  • 2013 Promotionspreis der Georg-August-Universität Göttingen
  • 2016 GILEAD Forschungspreis
  • 2018 Johann-Georg-Zimmermann-Preis; Medizinische Hochschule Hannover
  • 2018 Artur-Pappenheim-Preis für Hämatologie; Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO)

Ausgewählte Publikationen

Mohr S, Doebele C, Comoglio F, Berg T, Beck J, Bohnenberger H, Alexe G, Corso J, Ströbel P, Wachter A, Beissbarth T, Schnütgen F, Cremer A, Haetscher N, Göllner S, Rouhi A, Palmqvist L, Rieger MA, Schroeder T, Bönig H, Müller-Tidow C, Kuchenbauer F, Schütz E, Green AR, Urlaub H, Stegmaier K, Humphries RK, Serve H, Oellerich T (2017).
Hoxa9 and Meis1 Cooperatively Induce Addiction to Syk Signaling by Suppressing miR-146a in Acute Myeloid Leukemia. Cancer Cell.;31(4):549-562

Schneider C*, Oellerich T*, Baldauf HM*, Schwarz SM*, Thomas D, Flick R, Bohnenberger H, Kaderali L, Stegmann L, Cremer A, Martin M, Lohmeyer J, Michaelis M, Hornung V, Schliemann C, Berdel WE, Hartmann W, Wardelmann E, Comoglio F, Hansmann ML, Yakunin AF, Geisslinger G, Ströbel P, Ferreirós N, Serve H, Keppler OT, Cinatl J Jr (2017).
SAMHD1 is a biomarker for cytarabine response and a therapeutic target in acute myeloid leukemia. Nat Med.;23(2):250-255

Phelan JD, Young RM, Webster DE, Roulland S, Wright GW, Kasbekar M, Shaffer AL 3rd, Ceribelli M, Wang JQ, Schmitz R, Nakagawa M, Bachy E, Huang DW, Ji Y, Chen L, Yang Y, Zhao H, Yu X, Xu W, Palisoc MM, Valadez RR, Davies-Hill T, Wilson WH, Chan WC, Jaffe ES, Gascoyne RD, Campo E, Rosenwald A, Ott G, Delabie J, Rimsza LM, Rodriguez FJ, Estephan F, Holdhoff M, Kruhlak MJ, Hewitt SM, Thomas CJ, Pittaluga S, Oellerich T*, Staudt LM* (2018).
A multiprotein supercomplex controlling oncogenic signalling in lymphoma. Nature.;560 (7718):387-391

Die Veranstaltung fand unter G3-Regeln statt.

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