Wie arbeiten Mobilitätsanbieter und Architekten daran, die Städte der Zukunft zu gestalten? Diese Frage erörterten Stefano Boeri, Architekt, Stadtplaner und Gründer von Stefano Boeri Architetti, und Olivier François, CEO der Marke Fiat und CMO bei Stellantis. Das Gespräch anlässlich des „Internationalen Umwelttages“ fand vor der Kulisse der berühmten „Bosco Verticale“ statt, der von Boeri entworfenen Zwillingshochhäuser mit begrünter Fassade in Mailand. Der „Vertikale Wald“ diente auch als Inspiration für die utopische Stadt, die in einem Werbespot zum vollelektrisch angetriebenen Fiat 500 gezeigt wird. Das Gespräch zwischen Boeri und François hier zu sehen und steht demnächst auch als Podcast zur Verfügung.

Olivier François, CEO der Marke Fiat und CMO bei Stellantis, und der Architekt Stefano Boeri, dessen Büro sich mit Stadtbegrünung auf der ganzen Welt beschäftigt, haben anlässlich des „Internationalen Weltumwelttages“ (5. Juni 2021) eine Diskussion über die Städte der Zukunft geführt. Sie sprachen über die Themen urbane Mobilität und nachhaltige Architektur, deren Aufgabe es ist, Städte gesünder und lebenswerter zu machen, indem sie die Luftqualität und damit die Lebensqualität verbessern. Der Gedankenaustausch zwischen François und Boeri begann bereits vor rund einem Jahr. In einem Werbespot mit Hollywood-Star Leonardo DiCaprio zum damaligen Marktstart des vollelektrisch angetriebenen neuen Fiat 500 ließ sich der Automobilhersteller von begrünter Architektur inspirieren, die Boeri an verschiedenen Orten auf der Welt geschaffen hat.

In ihrem Gespräch analysierten François und Boeri die Möglichkeiten für eine „Neue Renaissance“: Angefangen von Fotos der derzeitigen Situation in Städten über aktuelle Veränderungen und gesellschaftliche Trends bis hin zum wachsenden Interesse an Umweltthemen diskutierten sie die Dringlichkeit zu handeln und die Chance, große Veränderungen zu inspirieren. Gefordert ist ein Engagement, um die Qualität der Luft zu verbessern und die Verschmutzung in den Städten zu reduzieren. Ein Beispiel dafür ist Boeris „Bosco Verticale“ in Mailand – die mit rund 27.000 Pflanzen zum „Vertikalen Wald“ begrünte Fassade von zwei Hochhäusern absorbiert CO2 aus der Luft. Ein weiteres Beispiel ist der neue Fiat 500, der lokal emissionsfreie Mobilität bietet und so ebenfalls zur Verbesserung der Luftqualität in Städten beiträgt.

Olivier François sagte: „Die Entscheidung, den neuen, vollelektrisch angetriebenen Fiat 500 auf den Markt zu bringen, wurde bereits vor der Corona-Pandemie getroffen. Schon damals war uns bewusst, dass die Welt keine Kompromisse mehr verkraften kann. Der Lockdown war so etwas wie die letzte Warnung, die wir erhalten haben. Damals wurden wir Zeuge von Situationen, die bis dahin unvorstellbar waren. Wir sahen zum Beispiel wilde Tiere, die durch Städte streiften und zeigten, dass die Natur sich zurückholt, was ihr rechtmäßig gehört. Wir wurden an die Dringlichkeit erinnert, etwas zu unternehmen, etwas für den Planeten Erde zu tun.

Unsere Ikone ist der Fiat 500. Eine Ikone hat immer eine Botschaft, und der Fiat 500 bildet keine Ausnahme. In den 1950er Jahren eröffnete er jedermann den Zugang zu individueller Mobilität. Der neue Fiat 500 hat heute eine ähnliche Mission. Unser gemeinsames Ziel ist es, nachhaltige Mobilität für alle zu schaffen. Es ist unsere Aufgabe, Elektroautos auf den Markt zu bringen, die nicht teurer sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Das muss so schnell wie möglich geschehen parallel zu den sinkenden Kosten für Batterien. Fiat erforscht das Gebiet der nachhaltigen Mobilität für alle, das ist unser größtes Projekt. Zwischen 2025 und 2030 wird die Produktpalette von Fiat schrittweise rein elektrisch werden. Das wird eine radikale Veränderung für unsere Marke sein.

Schon heute bin ich stolz darauf, dass in nur wenigen Monaten die Umwandlung der legendären Teststrecke auf dem Dach des ehemaligen Werks im Turiner Stadtteil Lingotto in den größten hängenden Garten Europas mit über 28.000 Pflanzen abgeschlossen sein wird. Dies ist ein großes, sinnvolles und einmal mehr nachhaltiges Projekt, das die Stadt Turin, die Heimat von Fiat, wiederbeleben wird.“

Stefano Boeri, Architekt, Stadtplaner und Gründer des Büros Stefano Boeri Architetti, fügte hinzu: „Städte sind nicht nur für über 70 Prozent des CO2 Ausstoßes verantwortlich, der am Anfang der globalen Erwärmung steht. Sie erzeugen auch Schadstoffe, die als Hauptursache für Krankheiten und Todesfälle durch Atemwegserkrankungen angesehen werden. Wenn wir dies bedenken wird klar, dass Städte die ersten Orte sind, an denen man mit tiefgreifenden Veränderungen beginnen muss. Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie zerbrechlich unser Leben und unser Körper sein können. Sie hat deutlich gemacht, wie wichtig es ist, die Umwelt und vor allem die Luft in den Städten zu verbessern. Neben der Absorption von CO2, der Reduzierung von Energieverbrauch und städtischer Hitze sowie der Erhöhung der Artenvielfalt und der Steigerung der Attraktivität von Städten verursachen Bäume auch eine drastische  Reduzierung Feinstaubbelastung. Vergessen wir nicht: Pflanzen und Bäume sind die einzige Möglichkeit, um bereits ausgestoßene Schadstoffe zu absorbieren.

Ich glaube, dass es an der Zeit ist, mit all unseren Kräften und Ressourcen eine große Kampagne zur Reinigung der verschmutzten Luft unserer Städte anzustoßen. Es geht um jene Mikropartikel, die für die Lunge schädlich sind und die in einigen besonders verschmutzten städtischen Gebieten die Intensität der Ausbreitung von Corona möglicherweise noch verstärkt haben. Es gibt bereits mehrere Lösungsansätze, die uns helfen können: Schutz und Vergrößerung der durchlässigen und grünen Flächen durch die Schaffung neuer Parks und Gärten in und um unsere Städte, Umwandlung von Hausdächern in Rasenflächen und Gemüsegärten, Förderung von Gemeinschaftsgärten und städtischer Landwirtschaft, Nutzung von Baumwurzeln zur Dekontaminierung verschmutzter Böden sowie die Schaffung eines Netzwerks grüner Korridore, um Parks, Wälder und grüne Gebäude miteinander zu verbinden.“

In der Vision von Fiat wird die Verbreitung der Elektromobilität zunehmen, da immer mehr Hindernisse auf dem Weg dorthin überwunden werden. Zu den Themen der Gesprächsrunde anlässlich des Weltumwelttags gehörte auch die Forderung, den Zugang zu Elektroautos zu verbessern. Nötig sind  Innovationen und neue Finanzprodukte, die die Einstiegshürde in die Welt der Elektromobilität senken, und die Erhöhung der Anzahl privater Ladepunkte an Wohnhäusern. Letzterer Punkt erfordert auch ein Umdenken bei der Planung der Infrastruktur von Wohnhäusern der Zukunft. Vor allem aber ist unabdingbar, durch die Modifikation bestehender Strukturen die Sichtbarkeit von Ladepunkten in den Städten zu erhöhen und die Verbreitung von Schnellladestationen zu beschleunigen.

Diese Notwendigkeit wird ein Umdenken in der Stadtplanung nach sich ziehen. Daraus ergeben sich Herausforderungen, die die Einbeziehung einer großen Anzahl von Interessenvertretern erfordert. Genau dies ist die Botschaft, die Olivier François und Stefano Boeri als ihren Beitrag zum Weltumwelttag formulieren möchten. Dieser Tag steht dieses Jahr unter dem Motto „TOGETHER WE CAN BE #GENERATIONRESTORATION“.

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