Die Region Hannover will sich zum Vorreiter in punkto Wasserstoffnutzung entwickeln und dies zum wichtigen Bestandteil ihrer Klimaschutz-Strategie machen. „Wasserstoff ist für die Energie-, Verkehrs- und Ressourcenwende elementar“, sagt Ulf-Birger Franz, Wirtschafts-, Verkehrs- und Bildungsdezernent der Region Hannover. „Er kann ohne den Ausstoß von Kohlendioxid produziert und genutzt werden. Damit ist Wasserstoff ein Energieträger der Zukunft. Als Region Hannover wollen wir diese Chance frühzeitig ergreifen und gemeinsam mit vielen regionalen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft die Entwicklung vorantreiben.“

Am heutigen Donnerstag, 3. Juni, stellt die Verwaltung zusammen mit der Leibniz Universität, der Hochschule Hannover und der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft hannoverimpuls erste Eckpunkte für eine Roadmap Wasserstoff im Ausschuss für Wirtschaft und Beschäftigung vor. „Wasserstoff wird sich nur durchsetzen, wenn wir die Phase kleiner Einzelprojekte verlassen und in ganz anderen Größenordnungen denken. Wir brauchen eine umfassende Strategie mit Ausbildung, Wasserstoffproduktion und wirtschaftlich tragfähigen Anwendungsfällen“, sagt Franz. „Bereits in den kommenden Jahren wollen wir die Infrastruktur für das Thema Wasserstoff deutlich ausbauen.“ Die Regionsversammlung hat dafür bis zum Jahr 2024 zunächst 1,5 Mio. Euro für die Projektentwicklung und 5 Mio. Euro für Investitionen bereitgestellt.

Noch in diesem Jahr könnte ein erstes Modellprojekt starten: Die Stadtentwässerung Hannover benötigt Sauerstoff für die effizientere Abwasserklärung und könnte diesen aus einer Elektrolyse beziehen. Wasserstoff entsteht quasi als Nebenprodukt und könnte künftig genutzt werden – zum Beispiel von regiobus. Die Elektrolyse-Abwärme soll ins Fernwärmenetz von enercity einspeist werden.

Wasserstoff, davon sind die Akteurinnen und Akteure überzeugt, ist ein Element, um sich von den fossilen Energieträgern verabschieden zu können. ÜSTRA und regiobus haben bereits 2020 Tests mit einem Wasserstoff-Bus unternommen. Der geplante regiobus-Betriebshof in Ronnenberg-Weetzen soll eine Wasserstoff-Tankstelle erhalten. Auch aha will ab 2022 mit einem wasserstoffbetriebenen Fahrzeug auf die Straße gehen.

Ein zentrales Element der Wasserstoff-Strategie wird auch das Thema Ausbildung sein. „Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte, damit das Thema und die beteiligten Unternehmen wachsen können. Dafür müssen wir in den Hochschulen wie in den Berufsschulen neue Ausbildungsangebote schaffen“, sagt Franz. In den kommenden Jahren soll ein neuer „Wasserstoff-Campus Hannover“ mit verschiedenen Instituten der Leibniz Universität entstehen. Ein erstes Pilotprojekt wird dort die Entwicklung eines Wasserstoff-betriebenen Multikopters sein. Gemeinsam mit der Handwerkskammer sollen in der dualen Berufsausbildung Angebote für das Handwerk geschaffen werden.

Das Potential, das Thema Wasserstoff für die Region Hannover zu besetzen, ist da. Das zeichnet sich bereits zum aktuellen Bearbeitungsstand der Untersuchung der Leibniz Universität und der Hochschule Hannover ab. Das Uni-Institut für elektrische Energiesysteme, das Institut für Konstruktionselemente, Mechatronik und Elektromobilität der Hochschule sowie das das Institut für Verfahrenstechnik, Energietechnik und Klimaschutz der Hochschule durchleuchten seit März die Chancen für den Wirtschaftsstandort Region Hannover. Professor Richard Hanke-Rauschenbach, Leibniz Universität Hannover: „Richtig umgesetzt bietet Wasserstoff nicht nur Potentiale für den Klimaschutz, sondern auch interessante Chancen für die Wirtschaft. Unser Hauptaugenmerkt gilt hierbei dem Energiebereich und in der Kopplung unterschiedlicher Industriesektoren beim Einsatz von Wasserstoff, Sauerstoff und Wärme.“

Professor Lars-Oliver Gusig von der Hochschule Hannover ergänzt: „Zwei Institute unseres Forschungsclusters Energie, Mobilität und Industrieprozesse widmen sich der Bedarfsanalyse von Wasserstoff in der Mobilität und der Industrie. Gerade bei kommunalen Nutzfahrzeugflotten und Sonderfahrzeugen hat Wasserstoff Vorteile gegenüber dem Batterieantrieb.“

Noch ist die Entwicklung und Nutzung von Wasserstofftechnologie kostspielig, allerdings fordert die Clean Vehicle Directive der EU von der öffentlichen Hand, ihre Flotten bis 2030 schon auf bis zu ein Drittel emissionsfreier Fahrzeuge umzustellen. Für Franz auch eine Chance: „Die öffentliche Hand muss ein Innovationstreiber sein“, ist der Wirtschaftsdezernent überzeugt. „Das ist nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch zur Modernisierung unserer Wirtschaft und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze.“

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