- Social Media nachrangig für die Informationsbeschaffung
- Nicht immer ist bei den Eltern das nötige Know-how vorhanden
- Trotzdem kopiert die Gen Z das Anlageverhalten der Eltern
Die Generation Z sucht bei der Geldanlage den Rat hauptsächlich offline – bei den eigenen Eltern. Das ist aber nicht immer die beste Wahl. Denn junge Erwachsene bleiben in der familiären Finanz-DNA verhaftet und kopieren die tradierten Sparmuster. Je nach Finanzwissen der Elterngeneration bleibt der eigenverantwortliche Umgang mit Geld – Voraussetzung für Vermögensbildung und Altersvorsorge – somit bei vielen auf der Strecke. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer Studie von Prof. Dr. Oscar Stolper, Philipps-Universität Marburg im Auftrag von Union Investment.
Social Media nachrangig für die Informationsbeschaffung
Eltern haben bei Finanz- und Geldanlagethemen den größten Einfluss auf die junge Generation. Fast drei Viertel der zwischen 1995 und 2012 geborenen Befragten (71 Prozent) geben an, dass ihren Eltern eine bedeutende Rolle zukommt, wenn es um Finanzwissen und Geldanlagethemen geht. Das Vertrauen in die elterlichen Ratschläge ist hoch: Fast acht von zehn junge Erwachsenen vertrauen bei grundsätzlichen Finanzfragen den Eltern (77 Prozent).
Fragt man die jungen Menschen, wie sie sich dezidiert über die Geldanlage in Aktien, Investmentfonds oder ETFs informieren und wem sie am meisten vertrauen, liegen für diese Anlageklassen ebenfalls die Eltern klar vorne. 18 Prozent der Gen Z nennen das Elternhaus als hauptsächliche Informationsquelle und knapp ein Viertel (24 Prozent) vertraut deren Ratschlägen auch am meisten. Bei einem Bank- oder Finanzberater informieren sich 15 Prozent, ein Fünftel der Befragten vertraut ihnen (20 Prozent). Die sozialen Medien hingegen nutzen nur zwölf Prozent zur Informationsbeschaffung. Hier besteht auch bei den wenigsten (sieben Prozent) Vertrauen in die gefundenen Informationen. Untergeordnete Rollen als Informationsquellen spielen Internetseiten von Finanzdienstleistern, spezielle Foren oder auch Podcasts, TV, Radio und Tageszeitungen.
Nicht immer ist bei den Eltern das nötige Know-how vorhanden
Schaut man auf die Eltern, so sehen sich die meisten tatsächlich auch als Finanz-Coaches ihrer Kinder. Allerdings gibt es beim Know-how deutliche Unterschiede: Nur durchschnittlich 54 Prozent aller befragten Eltern konnten mindestens zwei von insgesamt drei Wissensfragen zur Geldanlage in Aktien und Fonds richtig beantworten. 46 Prozent beantworteten gar keine bzw. nur eine Frage korrekt. Eltern, die selbst aktienbasierte Geldanlagen besitzen, erzielten hingegen bessere Ergebnisse. Von ihnen haben immerhin gut zwei Drittel (69 Prozent) zwei oder drei Fragen richtig beantwortet. Unabhängig vom eigenen Wissensstand zeigen sich die meisten Eltern dennoch selbstbewusst: 89 Prozent aller Befragten aus der Elterngeneration sehen sich selbst als wichtigste Ratgeber, wenn schulische Finanzbildungsangebote fehlen. „Hängt Vermögensbildung vom Finanzwissen der Eltern ab, fehlen vielen Kindern solide Startbedingungen“, kommentiert Professor Dr. Oscar Stolper von der Universität Marburg die Studienergebnisse. „Die Studie zeigt die Relevanz ergänzender Angebote zur Förderung der Finanzbildung, beispielweise in der Schule“, sagt Kerstin Knoefel, Segmentleiterin Privatkunden bei Union Investment.
Die Finanzkompetenz der Eltern prägt nämlich den Wissensstand der nächsten Generation. Verfügen die Eltern über aktienbasierte Geldanlagen, kann fast die Hälfte ihrer Kinder (46 Prozent) mindestens zwei von drei Wissensfragen richtig beantworten. Interessant ist auch, dass die meisten Eltern, die aktienbasiert sparen, mit ihren Kindern viel über Geld- und Finanzthemen sprechen (85 Prozent). Unter den Eltern, die ohne Aktien und Fonds sparen, tun dies nur 61 Prozent. Auch die Gesprächsanlässe unterscheiden sich: Der Durchschnitt aller befragten Eltern spricht mit Kindern am meisten darüber, wie wichtig Sparen ist (23 Prozent) und wie man seine Ausgaben im Blick behält (18 Prozent). Eltern mit gutem Finanzwissen und aktienbasierten Geldanlagen sprechen mit ihren Kindern vor allem über konkrete finanzielle Sachverhalte bzw. Finanzprodukte oder -dienstleistungen (23 Prozent) und auch über Chancen von Geldanlagen (17 Prozent).
Gen Z kopiert das Anlageverhalten der Eltern
Stellt man die Anlagestrukturen der Gen Z und ihrer Eltern gegenüber, zeigt sich, dass Sparmuster zwischen den Generationen weitergeben werden: Die Vermögensstruktur junger Erwachsener, die nicht aktienbasiert sparen, ist ähnlich konzentriert und auf zinsbasierte Produkte fokussiert wie die der nicht-investierten Eltern. Sie nutzen hauptsächlich Sparkonto (46 Prozent), Tagesgeld (25 Prozent) und Bausparvertrag (21 Prozent). Kinder von Eltern ohne Anlageerfahrung haben aufgrund der familiären Prägung oftmals nur einen eingeschränkten Zugang zu renditestärkeren Anlagen: Nur 36 Prozent von ihnen sparen aktienbasiert. „Viele nicht investierte Eltern setzen auf Sparen als vermeintlichen Stabilitätsanker. Das schränkt die Chancen auf Vermögensbildung ein. Denn die dafür wichtigen Kapitalerträge fehlen“, so Professor Stolper.
Wie es anders geht, sieht man bei den Kindern, deren Eltern aktienbasiert sparen. 74 Prozent von ihnen investieren ebenfalls in aktienbasierte Produkte. Die Eltern verfügen überwiegend über ein breit aufgestelltes Anlagespektrum. Sie halten neben Tages- und Festgeld (69 Prozent), ETFs (60 Prozent) und Aktienfonds (56 Prozent) auch festverzinsliche Wertpapiere (20 Prozent) und Rentenfonds (18 Prozent). Gen Z Anleger investieren hauptsächlich in ETFs (69 Prozent), Tages- und Festgeld (54 Prozent) sowie Aktienfonds (50 Prozent). Auffällig ist, dass gut ein Drittel dieser jungen Kohorte ihr Geld in Kryptowährungen anlegt (36 Prozent).
Es gibt dennoch junge Erwachsene, die aus dem Anlageverhalten in der Familie ausbrechen: Gut ein Drittel der Befragten (36 Prozent) investieren aktienbasiert, obwohl ihre Eltern das nicht tun. In dieser Gruppe spielen Bank- und Finanzberater (12 Prozent), soziale Medien (11 Prozent) und Freunde (10 Prozent) je eine etwa gleichwertige Rolle. Die Bedeutung der eigenen Eltern als zentrale Informationsquelle nimmt hingegen deutlich ab (7 Prozent). Zudem zeigen sich diese Jungaktionäre mit 50 Prozent besonders chancenorientiert. Die Risikobereitschaft beruht jedoch vielfach nicht auf einer guten Wissensbasis: 55 Prozent der jungen Befragten, die aktienbasiert investieren, ohne dass ihre Eltern in diesem Bereich Erfahrung haben, beantworten nur eine oder sogar keine einzige der drei Wissensfragen richtig. „Finanzbildung muss über Gespräche am Küchentisch hinausgehen. Für die junge Anlegergeneration sind daher qualifizierte Beratung und geprüfte Inhalte entscheidend. Das ist gerade mit Blick auf das wichtige Thema Altersvorsorge relevant“, kommentiert Kerstin Knoefel, Segmentleiterin Privatkunden bei Union Investment.
Angaben zur Studie:
Befragt wurden 1.006 Angehörige der „Generation Z“, die zwischen 1995 und 2012 geboren sind sowie 1.021 Personen der Jahrgänge 1960 bis 1990 mit einem oder mehreren Kindern, die der GenZ angehören. Die Befragung erfolgte online im April und Mai 2025 in Deutschland.
Die Union Investment Gruppe ist mit einem verwalteten Vermögen von 525 Milliarden Euro der Experte für Asset Management in der genossenschaftlichen FinanzGruppe und eine der größten deutschen Fondsgesellschaften. Rund 4.400 Mitarbeitende betreuen 1.300 Fonds für private und institutionelle Anleger. Insgesamt vertrauen Union Investment rund 5,9 Millionen Kunden ihr Geld an.
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