Hier setzt der Deutsch-Japanische Wirtschaftskreis (DJW) an. Seit fast 40 Jahren bringt der Verein Unternehmen, Institutionen und Fachleute aus beiden Ländern zusammen, um Austausch, Innovation und gegenseitiges Lernen zu fördern.
Mit dem Netzwerk „Japan meets Berlin-Brandenburg“ (JmBB) hat der DJW diese Brückenarbeit gezielt in die Hauptstadtregion getragen – dorthin, wo Politik, Wirtschaft und Kultur sich begegnen.
Im Gespräch mit Anne Pomsel, Geschäftsführerin des DJW, und Marko Gretzschel, Gründer von Arches Consulting und aktives DJW-Mitglied, spricht Daniel Norpoth von HAGER Executive Consulting über die Entstehung des Netzwerks, die Bedeutung interkultureller Kompetenz – und warum nachhaltige Wirtschaftsbeziehungen immer bei Menschen beginnen.
Vom Impuls zur Initiative
Daniel Norpoth: In einer Zeit, in der internationale Partnerschaften zunehmend von geopolitischen und wirtschaftlichen Veränderungen beeinflusst werden, gewinnen persönliche Netzwerke an Gewicht. Wenn man auf die wachsende Zahl japanischer Unternehmen in Berlin und Brandenburg schaut, scheint es fast selbstverständlich, dass sie hier gut vernetzt sind. Doch solche Strukturen entstehen nicht von allein. Frau Pomsel, Herr Gretzschel – wie kam es zur Idee, „Japan meets Berlin-Brandenburg“ zu gründen?
Anne Pomsel: Tatsächlich war das eine sehr bewusste Entscheidung. Wir hatten uns vor rund zweieinhalb Jahren mit verschiedenen Mitgliedern getroffen – unter anderem mit der japanischen Außenhandelsorganisation JETRO – und festgestellt: Es gibt viele spannende Formate, aber keine Plattform, die den deutsch-japanischen Austausch in der Hauptstadtregion gezielt auf Wirtschaftsebene fördert. Der DJW ist bundesweit aktiv, doch Berlin und Brandenburg waren bisher kaum sichtbar. Wir wollten das ändern – und die Resonanz kam unmittelbar.
Marko Gretzschel: Für mich war das ein Schlüsselmoment. Ich hatte Arches Consulting gegründet, um interkulturelle Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Japan und Europa strategisch zu gestalten und Unternehmen bei internationalen Projekten zu begleiten. Mir war klar: In Berlin braucht es genau so ein Netzwerk. Hier treffen Innovation, Politik und Unternehmertum aufeinander – und das passt perfekt zum Geist des DJW.
Mehr als ein Netzwerk
Daniel Norpoth: Man spürt, dass der DJW weit mehr ist als ein Verband. Er wirkt wie ein Katalysator für Kooperation. Welche Ziele verfolgen Sie konkret mit „Japan meets Berlin-Brandenburg“?
Anne Pomsel: Unser Ziel ist, Menschen miteinander zu verbinden – und zwar jenseits formaler Anlässe. Wir möchten, dass japanische Unternehmen in Berlin sichtbarer werden, und gleichzeitig deutsche Partner stärker für Japan sensibilisieren. Das Netzwerk schafft Räume, in denen echte Begegnung stattfinden kann.
Ein gutes Beispiel war die Zusammenarbeit mit dem Team der Koelnmesse das den Deutschen Pavillon für die Expo in Osaka vorbereitete. Viele Mitarbeitende hatten noch keine Japan-Erfahrung. Gemeinsam mit Mitgliedern wie Herrn Gretzschel entwickelten wir eine interkulturelle Schulung – sechs Stunden intensiver Austausch, voller Neugier und Aha-Momente. Das war gelebte Partnerschaft.
Marko Gretzschel: Diese Erfahrung hat gezeigt: Wenn Menschen miteinander ins Gespräch kommen, entsteht Verständnis – und daraus entsteht Qualität. Das gilt für Projekte, Teams und ganze Organisationen gleichermaßen.
Daniel Norpoth: Genau das beobachten wir auch bei HAGER in internationalen Such- und Beratungsprojekten. Erfolg im Ausland hängt selten nur von Marktkenntnis ab – sondern davon, ob man kulturell andocken kann.
Über Wirkung und Beziehungen
Daniel Norpoth: Der Aufbau eines Netzwerks braucht Zeit und Geduld – und vor allem das richtige Miteinander. Wie verlief dieser Prozess?
Anne Pomsel: Am Anfang war es tatsächlich Überzeugungsarbeit. Viele Unternehmen hatten Interesse, wussten aber nicht, was sie erwartet. Wir haben klein angefangen – mit persönlichem Austausch, offenen Gesprächen, Begegnungen. Heute ist „Japan meets Berlin-Brandenburg“ etabliert. Die japanische Botschaft, Wirtschaftsinstitutionen und Unternehmen sind aktiv dabei.
Marko Gretzschel: Netzwerken ist Arbeit mit Menschen. Man kann Strukturen schaffen, aber Wirkung entsteht erst, wenn Beziehungen entstehen. Besonders in Berlin, wo die Wirtschaft unglaublich divers ist, war das entscheidend. Jetzt, nach zwei Jahren, merkt man: Das Netzwerk trägt sich selbst.
Daniel Norpoth: Und genau das ist die Kunst – aus Initiativen nachhaltige Strukturen zu machen. Ich finde, das, was Sie da aufgebaut haben, ist ein gutes Beispiel dafür, wie aus Kontakten Vertrauen und schließlich Zusammenarbeit wird.
Botschaft, Austausch, Haltung
Daniel Norpoth: Frau Pomsel, der DJW arbeitet eng mit der japanischen Botschaft zusammen. Wie prägt diese Verbindung Ihre Arbeit?
Anne Pomsel: Diese Partnerschaft ist zentral. Die Botschaft war von Anfang an offen für unsere Initiative. Heute werden wir regelmäßig eingebunden, wenn es um wirtschaftliche oder kulturelle Themen geht. Das zeigt die gewachsene Wertschätzung. Wenn das DJW-Logo auf einer Veranstaltung zu sehen ist, steht das für Verlässlichkeit und Qualität – und das ist uns Verpflichtung und Ansporn zugleich.
Daniel Norpoth: In solchen Kooperationen zeigt sich, wie wichtig gegenseitiges Verständnis und Augenhöhe sind. Sie schaffen die Basis, auf der echte Partnerschaften entstehen können – das spürt man in Ihrer Arbeit.
Wirkung, Ergebnisse, Zukunft
Daniel Norpoth: Herr Gretzschel, Sie sind von Anfang an dabei. Was hat Sie im Rückblick am meisten beeindruckt?
Marko Gretzschel: Die Geschwindigkeit, mit der sich etwas bewegt hat. Schon nach den ersten Treffen entstand ein echter Sog – Menschen kamen ins Gespräch, Ideen wurden konkret. Heute gibt es Kooperationen zwischen Start-ups und etablierten Firmen, wissenschaftliche Projekte, neue Mitglieder. Das Netzwerk hat eine Dynamik entwickelt, die ich so nicht erwartet hätte.
Anne Pomsel: Und das Schönste ist, dass es menschlich gewachsen ist. Wir sind kein reiner Business-Club, sondern eine Gemeinschaft, die auf gegenseitiger Wertschätzung basiert. Genau das macht den Unterschied.
Daniel Norpoth: Das ist spannend – weil es zeigt, dass Netzwerke funktionieren, wenn sie nicht nur Kontakte, sondern Kontext schaffen.
Kultur als Schlüssel
Daniel Norpoth: Wenn man über Japan und Deutschland spricht, geht es oft um Technik, Innovation und Export. Doch der eigentliche Schlüssel liegt in der Kultur – darin, wie Menschen miteinander arbeiten, kommunizieren und Entscheidungen treffen. Das erleben wir auch bei HAGER in internationalen Beratungsprojekten: Nicht Fachwissen entscheidet über den Erfolg, sondern ob Zusammenarbeit auf einem gemeinsamen Verständnis basiert.
Anne Pomsel: Absolut. Wirtschaftliche Kooperation lebt vom Verständnis füreinander. Wer die andere Kultur versteht, kann besser kommunizieren, Missverständnisse vermeiden und stabile Beziehungen aufbauen.
Marko Gretzschel: In Japan spielen Werte wie Respekt und Bescheidenheit eine große Rolle. In Deutschland schätzt man Klarheit und Effizienz. Wenn man beides verbindet, entsteht etwas Neues. Das ist kein Gegensatz – es ist ein Potenzial.
Daniel Norpoth: Das beobachten wir auch: Internationale Zusammenarbeit gelingt dann, wenn kulturelle und menschliche Passung ernst genommen wird. Fachkompetenz ist wichtig, aber am Ende geht es darum, ob Menschen Brücken schlagen können – zwischen Mentalitäten, Arbeitsstilen und Erwartungen. Nur so entsteht nachhaltiger Erfolg – im Unternehmen wie in der Partnerschaft.
Ausblick
Daniel Norpoth: Wenn Sie in die Zukunft blicken – wohin entwickelt sich „Japan meets Berlin-Brandenburg“?
Anne Pomsel: Wir möchten noch stärker Themen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und neue Arbeitsformen einbeziehen. Beide Länder haben in diesen Feldern enorme Expertise – und es ist spannend, wie unterschiedlich die Herangehensweisen sind. Daraus lässt sich viel lernen.
Marko Gretzschel: Ich sehe außerdem, dass die junge Generation das Netzwerk bereichert. Sie denkt internationaler, flexibler – und das ist genau das, was wir brauchen, um zukunftsfähig zu bleiben.
Daniel Norpoth: Es ist inspirierend zu sehen, wie aus einer Idee ein lebendiges Ökosystem entstanden ist. Ich glaube, das, was Sie hier aufgebaut haben, ist ein starkes Beispiel dafür, wie Netzwerke Wirtschaft und Kultur miteinander verbinden können.
Fazit
Das Netzwerk „Japan meets Berlin-Brandenburg“ zeigt, wie gelebte Kooperation aussehen kann: offen, respektvoll und zukunftsorientiert.
Es steht exemplarisch für den Geist des Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreises – Brücken zu bauen, wo andere Grenzen sehen.
Anne Pomsel und Marko Gretzschel geben dieser Verbindung ein Gesicht.
Und wie Daniel Norpoth von HAGER es formuliert: „Erfolg entsteht dort, wo Menschen miteinander ins Gespräch kommen – nicht, weil sie müssen, sondern weil sie wollen. Vielleicht liegt genau darin die Zukunft internationaler Wirtschaft: in Partnerschaften, die auf Verständnis und gemeinsamer Haltung beruhen.
Dieses Gespräch ist Teil einer mehrteiligen Interviewreihe, die sich im weiteren Verlauf den praktischen Dimensionen der deutsch-japanischen Zusammenarbeit widmet – darunter Themen wie Fachkräftemangel, Personalgewinnung, interkulturelle Kommunikation und die Frage, wie Unternehmen beider Länder voneinander lernen können.
Dabei wird deutlich, dass wirtschaftlicher Erfolg immer auch eine kulturelle Brücke braucht – und wie Netzwerke wie der DJW genau das ermöglichen, was sich auch beim nächsten ‚Japan meets Berlin-Brandenburg‘ am 26. November zeigen wird.
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