Kommentar von Prof. Thomas Wimmer, Vorsitzender des Vorstands, Bundesvereinigung Logistik (BVL)

Die gute Nachricht, die der Logistik-Indikator für das 3. Quartal 2021 vermittelt, lautet: Obwohl die Pandemie noch immer nicht vorbei ist, liegen die Werte für Geschäftslage, Geschäftserwartungen und somit auch das Geschäftsklima auf dem Niveau der Vor-Corona-Jahre 2018 und 2019 – sofern man die Umfrageergebnisse der Monate Juni, Juli und August zu Quartalswerten aggregiert. Der Blick allein auf die Werte des Monats August dämpft jedoch die Freude. Denn gerade in den letzten Wochen haben sich die Lageeinschätzung und vor allem die Erwartungen deutlich verschlechtert – in der Industrie, im Handel und bei den Logistikdienstleistern.

Der Schwung aus dem Monat Juni lässt trotz sehr ordentlicher Geschäftslage nach. Der glatte V-förmige Verlauf der Indikatorkurve, der eine rasche Erholung versprach, beginnt zu ruckeln – obwohl die Logistikdienstleister von einer guten Nachfrageentwicklung, steigenden Preisen und Personalaufbau berichten. Industrie und Handel signalisieren ebenfalls, dass Personal gesucht wird. Sie melden jedoch gleichzeitig, dass die Lagerbestände auf ein niedriges Niveau abgesunken sind und die Preise steigen.
Die „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ ist Ende August vom Deutschen Bundestag bestätigt worden und gilt jetzt bis in den Herbst hinein. Doch es sind wohl eher handfeste realwirtschaftliche Herausforderungen, die die Erholung infrage stellen. So hat der Verband der Automobilindustrie (VDA) im Juli seine Absatzprognose für 2021 von acht auf drei Prozent herabgesetzt. Grund dafür: der Mangel an elektronischen Bauteilen. Doch es sind nicht nur „Chips“, die fehlen und zeitweise zu Produktionsstopps führen. Knappheit und Preissteigerungen erleben alle Industrien auch bei Stahl, Holz und weiteren Bau- und Rohstoffen sowie bei Energieträgern. Wie das Statistische Bundesamt im August mitteilte, lagen die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte im Juli 2021 um 10,4 Prozent höher als im Juli 2020. Dies war der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Januar 1975 (+10,5 %), als die Preise im Zusammenhang mit der ersten Ölkrise stark gestiegen waren. Mengen- und Preisschwankungen sowie unsichere Prognosen wirken besonders intensiv auf den Wirtschaftsbereich Logistik.

Positiv ist: Die Zeit der Kurzarbeit ist fast vorbei, der Arbeitsmarkt zeigt sich stabil. Im zweiten Quartal lag das Bruttoinlandsprodukt nur noch 3,3 Prozent unter dem letzten Vor-Corona-Quartal Ende 2019. Weite Teile des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens schwingen sich in alter oder veränderter Normalität ein.

Die Impfkampagne zeigt Wirkung, die gesundheitlichen Risiken sinken bei Immunisierung und weiterhin vernünftigem Verhalten. Das macht gewohnte oder leicht modifizierte Abläufe wieder möglich. Dazu gehört auch das Zusammentreffen von Menschen, die direkte Begegnung und Kommunikation, die wir so lange vermisst haben. Die Audits zum Deutschen Logistik-Preis und zum MX Manufacturing Excellence Award haben vor Ort in den Unternehmen stattfinden können, deren Konzepte nominiert worden waren.
Die BVL setzt alles daran, vom 20. bis 22. Oktober einen Deutschen Logistik-Kongress durchzuführen, der mit digitalen Elementen Informationen online vermittelt und gleichzeitig an gewohnter Stelle in Berlin neu durchstartet, live und lebendig – mit vertrauten und neuen Angeboten. Lassen Sie uns die Chancen gemeinsam nutzen. Seien Sie dabei!

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