Tatsächlich ist die Erwartungshaltung der Unternehmen seit geraumer Zeit eher pessimistisch. Auch kleine gesamtwirtschaftliche Schwankungen können auf der einzelwirtschaftlichen Ebene von Betrieben starke Auswirkungen haben.

Eine Unternehmenskrise kann durch externe Einzelereignisse ausgelöst werden – einen „exogenen Schock“ wie die Lehman-Pleite. Die Wirtschafts- und Bankenkrise 2008/2009 hat damals die Konjunktur weltweit stark beeinflusst. Sie war für einen starken Rückgang der Wirtschaftsleistung in den meisten industriell entwickelten Ländern verantwortlich. Die Bundesrepublik hatte dabei den stärksten Rückgang aller Industriestaaten zu verzeichnen. Nur Russland übertraf Deutschland deutlich. Die russische Wirtschaftsleistung ist stark vom Rohstoffexport abhängig. Deshalb kumulierte sich dort die zurückgegangene Nachfrage der westlichen Industrienationen.

Auf konjunkturellen Einbruch vorbereiten

Wichtig ist, sich an bisher fünf Rezessionen zu erinnern, also an einen Rückgang des realen (preisbereinigten) Bruttoinlandsprodukts in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Quartalen. „Wenn ein Unternehmer mit Bezug auf eine zukünftige Wirtschaftskrise, also einen konjunkturellen Einbruch, handelt, dann sollte er auch über die Krise hinausdenken. Denn nach einer konjunkturellen Talfahrt folgte immer ein Aufschwung“, sagt Ecovis-Unternehmensberater Holger Fischer in Würzburg.

Der derzeitig prognostizierte Konjunktureinbruch ist primär nicht durch die ökonomischen Rahmenbedingungen ausgelöst. „Hier beeinflusst die Unvernunft das Weltgeschehen. Sie bewirkt politische und ökonomische Instabilität sowie Unplanbarkeit“, sagt Fischer. Unternehmen benötigen für ihre Entwicklung aber eine planbare Zukunft. Personifizierte politische Irrläufer erzeugen seit Jahren Unruhe, die zum Abbau von Handelsfreiheiten führt. Der Handelskrieg zwischen den USA und China und die verunsicherte EU mit den bereits sehr lang andauernden Brexit-Diskussionen bremsen eine freundliche Wirtschaftsentwicklung.

Fehlgeleitete Debatten

Die Klimadebatte verstört nicht nur die Automobilindustrie, sie verhindert auch eine konstruktive Auseinandersetzung mit diesem Thema. Jeder Euro, der zum Klimaschutz eingesetzt wird, ist nicht nur betriebswirtschaftlicher Aufwand in Unternehmen, sondern auch Umsatz für andere Unternehmen. „Wichtig ist, dass eine sachliche Diskussion geführt wird, die nicht vom stärksten Lobbyisten gewonnen werden darf, sondern von ökonomisch und ökologisch richtigen Sachentscheidungen“, kommentiert Fischer. Die Internalisierung von externen Effekten, also die Einbeziehung sozialer Zusatzkosten und damit ihre monetäre Bewertung und Einführung in die Unternehmensrechnung, führt naturgemäß auch zu einer Erhöhung des Sozialprodukts.

Was aber machen Unternehmen, die wenig oder keinen Einfluss auf diese gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen haben? „Wir empfehlen, sich mit der Zukunft zu beschäftigen“, sagt Fischer. Vorsorge bedeutet, sich zu überlegen:

  • Wie war es bei der vorigen konjunkturellen Talfahrt?
  • Welche Kunden oder Aufträge sind weggebrochen?
  • Mit welcher Vorwarnzeit veränderte sich die Auftragslage? Hatte dies nur Einfluss auf die Mengen oder auch auf die Preise?

Die Rahmenbedingungen sind bei der momentanen wirtschaftlichen Abschwächung auf jeden Fall anders – auch wenn in einigen Branchen die Auftragseinbrüche bereits Spuren hinterlassen. Mittlerweile hat sich der Arbeitsmarkt gewandelt. Fachkräfte sind knapp, und die Auslastung in den Unternehmen ist tendenziell hoch. Die durchschnittlichen Auftragsreichweiten sind derzeit größer als vor der letzten Krise. Um sich für die Zukunft fit zu machen, ist es sinnvoll, sich rechtzeitig Gedanken zu machen. „Dazu gehört beispielsweise, sich zu fragen, wie sich das Unternehmen unter unterschiedlichen Annahmen entwickelt oder ob der Kapitaldienst dauerhaft gesichert ist“, sagt Fischer. Zudem sind Instrumente des unternehmerischen Handelns einzusetzen. Dazu gehören:

  • proaktiv Maßnahmen zur Liquiditätserhaltung treffen
  • Gespräche mit den unterschiedlichen Fremdfinanzierern führen
  • mit den Kunden über die Auftragslage sprechen
  • Aufträge vorziehen, Auftragsbestände abbauen
  • Fremdleistungen reduzieren
  • Leiharbeiter abbauen
  • Kurzarbeit planen und beantragen
  • Gleitzeitkonten, Überstunden, Urlaubsbestände abbauen
  • negative Arbeitszeitkonten zulassen
  • Mitarbeiter auf Vorruhestandsregelungen hinweisen
  • Effizienzsteigerungsprogramme für Arbeitsprozesse starten
  • positive Effekte durch Heben sämtlicher Digitalisierungspotenziale
  • Wettbewerbsvorteile sichern durch Qualitätsmanagement, Zuverlässigkeit und positives Empfehlungsmarketing
  • Zuschüsse und Förderungen für kleine und mittlere Unternehme (KMU) aus der öffentlichen Hand nutzen

Die Erkenntnisse vergangener Krisen für sich nutzen

Eine Lehre aus den Jahren nach der vorigen Wirtschafts- und Finanzkrise war, dass nicht alle Branchen dem schnellen Wirtschaftswachstum bezüglich Produktion und Kapazitäten folgen konnten. Regelmäßig wurde bei Umfragen unter Unternehmern als Hindernis für weiteres Wachstum Personalmangel angegeben. Es gilt also, weit- und umsichtig zu planen. „Häufig denken Unternehmer nur an die konjunkturelle Delle und ihre Folgen. Dabei erschließen sich gerade dann Potenziale, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen“, erklärt Ecovis-Experte Fischer.

Gegen den Trend arbeiten und strategisch geschickt planen

Mit diesen Maßnahmen sind Sie nicht nur gut gerüstet für eine Krise, sondern auch der Konkurrenz deutlich einen Schritt voraus.

  • Den Wettbewerber kaufen, wenn er „billiger“ wird: Damit kann sich das Unternehmen Marktanteile erschließen, Personal gewinnen und ist für die konjunkturelle Erholung gerüstet.
  • Fusion oder Zusammenarbeit mit anderen Betrieben; Zusammenlegen und Bündeln von Geschäftszweigen außerhalb der Kernkompetenz. Dazu gehören gemeinsamer Einkauf, Beschaffung, Lagerung und Logistik oder Ausbildung, Standardisieren und Abarbeiten von behördlich veranlassten Regularien (oder Outsourcing).
  • Forschung und Entwicklung verstärkt in Zusammenarbeit mit den Hochschulen betreiben. Die Bundesregierung hat aktuell neue Förderprogramme mit Wirkung ab dem 1. Januar 2020 aufgelegt
  • Für einen bestimmten Zeitraum zulassen, dass die Gewinne kleiner werden. Die freien Personalkapazitäten für die Verbesserung von Produktion, Prozessen und Ausbildung einsetzen. Ein langfristig stabiles Unternehmen erwirtschaftet auf Dauer höheren Gewinn.

Holger Fischer, Unternehmensberater bei Ecovis in Nürnberg und Würzburg

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