Nach zähem Ringen haben sich Südwest Metall und die IG Metall am frühen Dienstagmorgen in der sechsten Verhandlungsrunde im Tarifbezirk Baden-Württemberg auf einen neuen Tarifvertrag verständigen können. Wie üblich sind die Verhandlungspartner dem Vernehmen nach bis zu ihrer Schmerzgrenze gegangen und letztendlich auch zu einem gemeinsamen Kompromiss gekommen.

Von der ursprünglichen Forderung nach 6 Prozent mehr Entgelt pro Jahr sind auf den ersten Blick 4,3 Prozent sowie ein paar Einmalzahlungen bei einer Laufzeit von 27 Monaten übriggeblieben. Für 2019 wird den Arbeitnehmern in der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg zudem ein einmaliger (der Höhe nach ansonsten variabler) Festbetrag von 400 Euro plus ein neues tarifliches Zusatzgeld, das 27,5 Prozent eines Monatsgehalts entspricht, zugesprochen.

Diese komplizierte Regelung ist anscheinend dem Hauptstreikpunkt der beiden Tarifparteien um flexible Arbeitszeiten geschuldet, bei dem sowohl die Arbeitgeber als auch die Gewerkschaft nicht auf ihren Positionen verharrt sind. Einerseits kann die IG Metall den individuellen Rechtsanspruch der Beschäftigten, ihre eigene Arbeitszeit für bis zu 2 Jahre auf 28 Wochenstunden ohne Lohnausgleich zu senken, und das Rückkehrrecht zur Vollzeit für sich verbuchen. Andererseits erhalten die Arbeitgeber deutlich mehr Spielraum, die Arbeitszeit der anderen Beschäftigten mit deren Zustimmung auf 40 Stunden zu erhöhen.

Für die Christliche Gewerkschaft Metall bedeutet diese Flexibilisierung der Arbeitszeit nach oben wie nach unten zumindest einen Paradigmenwechsel weg vom bisherigen Normalarbeitsverhältnis mit 35 Wochenstunden. Spannend wird neben der betrieblichen Umsetzung dieser Regelungen vor allem die Frage sein, inwiefern Arbeitnehmer mit Pflegeaufgaben bzw. im Schichtdienst von der möglichen Umwandlung des tariflichen Zusatzgeldes in zusätzliche Urlaubstage tatsächlich Gebrauch machen. Mehr freie Tage oder mehr Geld zur Verfügung zu haben, ist dann eine echte Wahl, wenn beide Alternativen attraktiv genug sind.

Was die oftmals kolportierte Signalwirkung der 28-Stunden Woche angeht, ist die CGM eher skeptisch, ob sich dieser Tarifabschluss ohne Weiteres auf andere Wirtschaftszweige und Bundesländer übertragen lässt. Nicht zuletzt ist es hauptsächlich eine gesellschaftspolitische Aufgabe, gerade auch der kommenden Großen Koalition, geeignete Rahmenbedingungen für die Kinderbetreuung und die Pflege zu schaffen und die Angehörigen dabei einzubinden und zu entlasten.

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