In der öffentlichen Diskussion um den Innovations- und Gründungsstandort Deutschland wird oft beklagt, dass in Deutschland im Vergleich zu Ländern, z. B. den USA, Großbritannien oder Israel, nur ein kleiner Teil der wissenschaftlichen Erkenntnisse kommerziell verwertet und z. B. in Ausgründungen überführt wird.

Die TransferAllianz, der Bundesverband für Wissens- und Technologietransfer mit seinen 110 institutionellen Mitgliedern, die zusammen jährlich über 1.000 Ausgründungen hervorbringen, sieht eine wesentliche Ursache darin, dass Transferaktivitäten und -erfolge in Deutschland kaum honoriert werden. Zudem sinkt die finanzielle Unterstützung durch wissen­schaftliche Einrichtungen für die kostspielige schutzrechtliche Absicherung von Erfindungen zunehmend.

Ein aktuelles Positionspapier der TransferAllianz e. V. zeigt konkrete Lösungs­ansätze zur Erhöhung der Gründungsdynamik auf. Es empfiehlt vor allem international etablierte Ansätze und Modelle stärker zu berücksichtigen. Axel Koch, Vorstandsvorsitzender der TransferAllianz, erläutert dazu: „Wir brauchen einen Mentalitäts- und Kulturwandel in der Scientific Community. Das Gründungsgeschehen kann nur gestärkt werden, indem wir in den Forschungseinrichtungen Transfererfolge als wissenschaftliche Währung parallel zu Publikationen und Drittmitteln etablieren und als Rekrutierungskriterium zusätzlich zur wissenschaftlichen Exzellenz einführen.“

Benötigt werde zudem ein Ausbau von Qualifizierungsmaßnahmen und forschungs­begleitenden Beratungsangeboten für Forschende sowie Studierende. Für den ganzheitlichen Technologietransfer von der Beratung über die Anmeldung und Aufrechterhaltung von Schutzrechten bis zur Gründungsbegleitung müssen ausreichende Kompetenzen und finanzielle Ressourcen an den wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung stehen. „Ein für Transferaktivitäten reservierter Transfer-Overhead in öffentlichen Förderprogrammen könnte hierbei ein wirkungsvolles Mittel sein“, schlägt Koch vor. „Dafür brauchen wir nicht mehr Geld im System, sondern eher eine optimierte Verteilung der Budgets“, nimmt er Einwände sofort vorweg. Koch setzt sich mit seinem Verband daher für eine bessere Abstimmung zwischen Bund und Ländern zu Fördermaßnahmen im Bereich der Existenzgründungen und des Schutzes von Erfindungen ein.“ Die Wirkung der eingesetzten Mittel solle aber an ihrem gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Nutzen gemessen werden. In diesem Sinne sei die nachhaltige Entwicklung von Gründungen wichtiger als ihre bloße Anzahl. Wie man diesen qualitativen Impact von Transfer steigern und messen kann, ist Motto der diesjährigen Konferenz der TransferAllianz am 7. und 8. Mai in Frankfurt am Main, zu der etwa 200 Gäste aus Forschungs- und Transfereinrichtungen, Ministerien, von Startups, Investoren und Verbänden erwartet werden.

Das Positionspapier ist unter Transferallianz.de/Positionspapier/Gründungsdynamik veröffentlicht.

Über den TransferAllianz e.V.

Die TransferAllianz e.V. ist der Deutsche Verband für Wissens- und Technologietransfer (WTT). Er vereinigt Hochschulen, Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Patentverwertungsagenturen und weitere Transferdienstleister zu einem bundesweiten, wachsenden Netzwerk. Über ihre rund 110 Mitglieder hat die TransferAllianz Zugang zu Erfahrungen und Forschungsergebnissen von über 250.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der öffentlichen Forschung. In den Mitgliedseinrichtungen entstehen jährlich über 1.000 neue Ausgründungen, davon ca. 25 % IP-basierte Spin-offs (Erhebung 2021). Ziel der TA-Aktivitäten ist es, den Wissens- und Technologietransfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft und in die Gesellschaft strukturell und nachhaltig zu fördern und damit den Innovationsstandort Deutschland zu stärken

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