Die Geschichte des Rundfunks in Deutschland, die sich über ein ganzes Jahrhundert erstreckt, ist eine faszinierende Reise durch die technologische, politische und kulturelle Landschaft des Landes.

Im Folgenden wird ein umfassender Blick auf die 100-jährige Geschichte des deutschen Rundfunks geworfen, von den Anfängen bis hin zur modernen Ära.

Die Anfänge (1920er Jahre)

  • Erste Sendungen: Der Rundfunk in Deutschland begann in den frühen 1920er Jahren. Die erste reguläre Rundfunksendung wurde 1923 aus Berlin übertragen.
  • Volksempfänger: Diese Zeit sah auch die Einführung des Volksempfängers, eines erschwinglichen Radios, das entwickelt wurde, um den Rundfunk einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Das Dritte Reich (1933-1945)

  • Propagandawerkzeug: Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde der Rundfunk schnell zu einem zentralen Instrument der Propaganda.
  • Gleichschaltung: Die Medien, einschließlich des Rundfunks, wurden gleichgeschaltet, was bedeutete, dass sie streng kontrolliert und zur Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie genutzt wurden.
  • Auslandssender: Beim Volksempfänger war es im Dritten Reich nur möglich, den Deutschlandsender und ein Bezirksradio zu empfangen, mit anderen Geräten könnte man auch Auslandssender hören: "Beim Volksempfänger hört man Deutschland über alles, beim Großempfänger hört man alles über Deutschland!" 60 % der im Dritten Reich verkauften Neugeräte sind keine Volksempfänger, sondern Markengeräte, mit denen man technisch auch Auslandssender empfangen konnte. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs stand auf das Hören von sogenannten "Feindsendern" die Todesstrafe.

Nachkriegszeit und Wiederaufbau (1945-1950)

  • Neuanfang: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Rundfunk in den verschiedenen Besatzungszonen neu organisiert.
  • Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: Es entstanden öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten, die den Prinzipien der Staatsferne, Unabhängigkeit und Regionalität verpflichtet waren.

Das Goldene Zeitalter des Radios (1950er-1960er)

  • Blütezeit des Radios: Diese Ära wird oft als das goldene Zeitalter des Radios in Deutschland bezeichnet. Radio war das dominierende Medium für Nachrichten, Unterhaltung und Kultur.
  • Einführung des Fernsehens: Ende der 1950er Jahre begann jedoch das Fernsehen, eine immer wichtigere Rolle zu spielen.

Das Zeitalter des Fernsehens (1970er-1990er)

  • Farbfernsehen: Die Einführung des Farbfernsehens in den 1960er Jahren markierte einen Wendepunkt.
  • Privatsender: In den 1980er Jahren wurde der Markt für private Rundfunkanbieter geöffnet, was zu einer großen Vielfalt an Fernseh- und Radioprogrammen führte.

Wiedervereinigung und digitale Revolution (1990er-2000er)

  • Wiedervereinigung: Die deutsche Wiedervereinigung brachte eine Integration der Rundfunksysteme von Ost- und Westdeutschland mit sich.
  • Digitalisierung: Die 1990er Jahre waren geprägt von der Digitalisierung des Rundfunks, was neue Formate und Übertragungstechniken ermöglichte.

Das 21. Jahrhundert

  • Internet und Streaming: Mit dem Aufkommen des Internets und Streaming-Diensten wie Spotify und Netflix hat sich die Medienlandschaft weiter verändert. Das Digitalradio soll analoge Übertragungswege ersetzen. Praktisch jeder kann im Internet einen Radio-Sender betreiben.
  • Herausforderungen und Anpassungen: Der traditionelle Rundfunk steht vor Herausforderungen durch neue Technologien und veränderte Mediennutzungsgewohnheiten, passt sich aber kontinuierlich an.

Über ein Jahrhundert hinweg hat der Rundfunk in Deutschland bemerkenswerte Veränderungen und Entwicklungen erlebt. Von einem Medium der Masseninformation und -unterhaltung bis hin zum Werkzeug totalitärer Propaganda und wieder zurück zu einem pluralistischen und vielfältigen Medium, spiegelt die Geschichte des Rundfunks in Deutschland die politischen und sozialen Veränderungen des Landes wider. In der heutigen digitalen Ära bleibt der Rundfunk ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Medienlandschaft, auch wenn er sich neuen Herausforderungen und Veränderungen gegenübersieht.

Hans-Peter Oswald

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