Diesen Fragen gingen am 15. Januar 2021 über 100 Teilnehmende in der diesjährigen Online-Ausgabe des Innovationstags Zertifizierung auf den Grund, die Dank guter Vorbereitung auch technisch bestens funktionierte.

Am Vormittag ging es in zwei Keynotes zunächst darum, wie Innovationen gerade in Krisenzeiten sinnvoll eingesetzt werden können, um den Geschäftserfolg zu sichern und die Weichen in Richtung Klimaneutralität zu stellen. Ein Gespräch unseres Geschäftsführers Prof. Dr.-Ing. Jan Uwe Lieback mit einem Experten der IHK Berlin beleuchtete anschließend, wie es Unternehmen derzeit ergeht, was auf uns zukommt und mit welchen Veränderungen der Arbeitswelt wir auch nach der Pandemie rechnen sollten.

Der Nachmittag stand mit verschiedenen Fachvorträgen wie gewohnt im Zeichen der Managementsysteme und Bildungsträger. Wir danken allen Referierenden und Diskutanten für ihre spannenden Beiträge, die auch diesen etwas anderen Innovationstag zu einem großen Erfolg gemacht haben. Und wir freuen uns schon jetzt darauf, Sie alle in einem Jahr auch wieder „ganz analog“ persönlich zu begrüßen!

Für alle, die diesmal nicht dabei sein konnten, geben wir im Folgenden ein paar Einblicke in die Inhalte der Vorträge und Diskussionen.

Keynote 1 – Mit Innovationen aus der Krise

Mit dem Thema Digitalisierung befasste sich Ute Juschkus vom RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e. V. Kompetenzzentrum. Während die Digitalisierung vor Corona eher als unterstützende Maßnahme zum Erreichen strategischer Ziele betrachtet wurde, hat sie sich inzwischen als existenziell wichtiges Kernthema erwiesen, von dem in vielen Fällen das Überleben des Unternehmens abhängt.

Frau Juschkus prognostizierte disruptive Veränderungen, die ein Umdenken in vielen Bereichen erfordern werden. In jeder Branche wird nach Lösungen gesucht werden für neue Prozesse, Produkte und Vertriebswege. Anhand von Praxisbeispielen erläuterte sie, wie das gelingen kann – vom Handwerksbetrieb bis hin zum „Business-Ökosystem“. So können aus schwierigen Geschäftslagen durch fortschrittliches Denken und kreative Ideen neue Geschäftsfelder erwachsen.

Daher wundert es auch nicht, dass bei der Befragung der Teilnehmenden 65% die gegenwärtige Geschäftslage als befriedigend und besser einstuften und sogar 86% positiv auf das kommende Jahr blicken.

Keynote 2 – Die Corona-Krise: Treiber für den Klimaschutz?

Dieser Frage ging Markus Götz von der sustainable AG nach und beantwortete sie mit einem klaren Ja. Dass die Uhr bedrohlich tickt, wissen wir dank zahlloser Studien und Analysen seit vielen Jahren. Und auch wenn Corona sicher nicht die erste Wahl ist, wenn es um Treiber des Klimaschutzes geht, ist es doch zumindest erfreulich, dass das von der Bundesregierung für 2020 gesetzte Klimaziel übertroffen wurde – ohne die Pandemie wäre das Ziel nicht erreicht worden.

Relevante Treiber zum Klimamanagement für Unternehmen sind neben gesetzlichen Anforderungen die Kundenerwartungen, die Eigenmotivation der Leitung und das Image am Markt. Eine auch hier durchgeführte kurze Befragung dazu, ob Corona eher als Treiber oder Hemmis zum Klimamanagement gesehen wird, ergab, dass 33% der Teilnehmenden in Corona einen Treiber sehen und 19% eher ein Hemmnis. 29% sahen hier keinerlei Einfluss.

Herr Götz zeigte im Folgenden klimabedingte Chancen und Risiken für Organisation auf. Er erläuterte den Best-Practice-Ansatz für ein klimaoptimiertes Unternehmen und gab Empfehlungen für das Umsetzen der Klimastrategie.

Keynote 3 – Die Arbeitswelt nach Corona: Was kommt, was bleibt?

In einem Gespräch unseres Geschäftsführers Dr.-Ing. Jan Uwe Lieback mit Henrik Vagt (Geschäftsführer Wirtschaft und Politik bei der IHK Berlin) ging es darum, wie die Wirtschaft mit der zum Dauerzustand gewordenen Ausnahmesituation umgeht und welche Entwicklungen sich mittelfristig durchsetzen werden.

Herr Vagt sieht die derzeitige Krise als deutlichen Katalysator für die Digitalisierung, wobei er mahnt, hier zwischen der jetzigen Situation und langfristigen Effekten zu unterscheiden. Flexibilität wird das Zauberwort der Zukunft: Unternehmen werden zunehmend mobiles Arbeiten oder hybride Lösungen anbieten, aber das „Büro“ wird seiner Meinung nach nicht verschwinden. Vielmehr wird es zum Kollaborationsort, zum kreativen Arbeitsraum. Derzeit lernen Unternehmen noch, mit den neuen Instrumenten zu arbeiten. Aber bereits jetzt erscheint es unwahrscheinlich, dass zukünftig beispielsweise für ein Abstimmungsmeeting längere Fahrten unhinterfragt hingenommen werden, wenn bewährte digitale Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Wichtig sind jedoch maßgeschneiderte Lösungen, je nachdem, was für die Branche sinnvoll ist.

Auf die Frage nach der dem Menschen inhärenten Sehnsucht nach sozialem Miteinander betont Vagt, dass es illusorisch sei, Präsenz einfach durch virtuelle Formate ersetzen zu wollen, da schon jetzt über Vereinsamung geklagt wird. Auch aus der Kundenkommunikation wird der „vor Ort-Faktor“ sicher nicht verschwinden, wenn möglich und für beide Seiten ggf. effizienter aber unter Umständen durch andere Formate ergänzt – etwa Online-Sprechstunden beim Arzt, wenn keine körperliche Untersuchung notwendig ist.

Die dramatischsten Auswirkungen sieht Vagt in einer notwendigen Änderung der etablierten Führungskultur – weg von der Kontrolle hin zu Vertrauen in Leistungsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein. Auch werden rechtliche Rahmenbedingungen für mobiles Arbeiten geschaffen werden müssen, mit dem Risiko neuer bürokratischer Hürden. Und nicht zu unterschätzen ist sicherlich auch der Grund für die relative Stabilität der Wirtschaft: die durch viel öffentliches Geld geschaffene künstliche Situation.

Fest steht für Henrik Vagt: Das Home Office wird uns auch in Zukunft erhalten bleiben – und wenn die fortschreitende Digitalisierung und veränderte Prozesse dazu beitragen, dass die öffentliche Verwaltung einmal besser funktioniert, kann uns das nur freuen.

Kennen sie schon KliMS (Klimamanagementsystem)?

Passend zur zweiten Keynote am Vormittag informierte am Nachmittag David Kroll, GUTcert Fachleiter für Treibhausgasemissionen, in einem spannenden Vortrag über die aktuellen Hintergründe und Entwicklungen zum Klimamanagement.

Die gesellschaftlichen Erwartungen und rechtlichen Vorgaben zum Klimaschutz werden zu einer zentralen strategischen Herausforderung der Zukunft. Um diesen Herausforderungen einheitlich und strukturiert begegnen zu können, erläuterte Herr Kroll die Schnittmengen zwischen den bestehenden Strukturen für den Übergang vom Energie- zum Klimamanagement.

Veranschaulicht wurden seine Ausführungen anhand des in Kooperation von der GUTcert, Ökotec und der DENEFF (Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V.) erstellten Leitfadens vom Energiemanagement zum Klimamanagement.

Aus den 5 Stufen und 14 Schritten des Leitfadens griff er einzelne Schritte heraus und stellte anhand von Praxisbeispielen mögliche Methodiken vor. So wurden z.B. intensiv auf die Wesentlichkeit der indirekten Scope 3-Emissionen eingegangen, die im Zuge einer Bestandsaufnahme (Datengrundlage und IST-Situation) im dritten Schritt intensiv bewertet werden sollten.

Weitere Informationen zum Klimamanagement finden Sie auf unserer Informationsseite klimaneutralität.de.

„Remote oder nicht Remote“

Beim Innovationtag 2020 berichtete Andreas Lemke, Leiter der GUTcert Zertifizierungsstelle, über Möglichkeiten und Grenzen von Remote-Audits. Obwohl schon 2020 keine bahnbrechende Innovation mehr, wurde das Remote-Format von Zertifizierungsstellen doch eher selten angewendet – nur in bestimmten Systemen und Verfahren wurde bereits remote auditiert.

Mit dem ersten Shutdown gewann das Auditieren aus der Ferne enorm an Bedeutung. Einige Audits mussten komplett remote stattfinden, bei anderen gab es Hybridlösungen: Dokumentprüfung und Interviews wurden mit entsprechender Kommunikationstechnik durchgeführt, unverzichtbare Vor-Ort-Begehungen wurden lediglich aufgeschoben.

Wie haben unsere Auditoren und Kunden Remote-Audits erlebt? Wird dieses Format auch nach der Krise bestehen bleiben? Diese Fragen adressierten wir an unsere Gäste.

Andreas Lemke erläuterte zunächst den Stand aus Sicht der Zertifizierungsstelle. Anschließend berichteten die Managementsystembeauftragte und Leiterin des Bereichs Compliance bei den Berliner Wasserbetrieben, Frau Kerstin Euhus, und der Leiter des Bereichs Nachhaltigkeit und Energie bei der Böseler Goldschmaus Gruppe, Herr Justus Lampe, über ihre persönlichen Erfahrungen in Bezug auf die Organisation und Durchführung von Remote-Audits im Jahr 2020.

Quintessenz ist, dass Remote-Audits bei beiden Unternehmen reibungslos liefen, sowohl technisch als auch organisatorisch. Was fehlte, war der persönliche Kontakt und lebhafte Austausch mit den Auditoren, aber auch mit eigenen Kollegen vor Ort. Daher würde sich keiner der befragten Kunden ausschließlich für ein Remote-Format entscheiden. Die Erfahrung wird jedoch künftig allen beteiligten Parteien helfen, die Effizienz von Audits zu steigern und den Reiseaufwand zu reduzieren.

Nach der angeregten Diskussion berichtete GUTcert-Auditorin und DEnBAG-Geschäftsführerin Katja Winkelmann über neue technische Optionen für Kommunikationstechnik im Audit (360 Grad-Virtual Reality Brille, diverse Apps) und zeigte spannende Videos für die Technikanwendung: Die jahrelange Erfahrung der Gaming-Industrie eröffnet auch für Remote-Audits neue Möglichkeiten. Die Frage „remote oder nicht remote“ wird sich zukünftig also vielleicht gar nicht mehr stellen… an der Technik sollte es auf jeden Fall nicht scheitern.

Neues aus dem GUTcert-Portfolio – Prüfstelle nach AwSV

Patrick Bastian, Produktmanager AwsV, berichtete zu einer wichtigen Neuerung im GUTcert-Portfolio: Seit kurzem haben wir die Anerkennung als technische Prüfstelle nach AwSV. Für Organisationen mit prüfpflichtigen Anlagen – d.h. beispielsweise Tanks, Leitungen, Hydrauliksystemen, Chemikalienlagern oder anderen „Anlagen zum Lagern, Abfüllen, Herstellen, Behandeln und Verwenden wassergefährdender Stoffe" – stehen unsere Experten also ab sofort gerne bereit.

Dabei „plauderte“ Herr Bastian auch aus dem Nähkästchen und zeigte, welche Hürden auf unserem Weg zur Anerkennung genommen werden mussten. Sicherlich war es für die Teilnehmenden interessant auch mal hinter die Kulissen zu schauen und Einblicke in den Ablauf einer Akkreditierung und Prüfung zu bekommen: Insbesondere, wenn in die Prüfung auch in Corona-Zeiten die zuständige Behörde (MLUK Brandenburg) in Persona eingebunden und in der Prüfkommission vertreten ist – und auch noch kritische Fragen stellt. Letztendlich gelang aber allen Prüflingen der Sprung ist kalte Wasser und die GUTcert steht mit ihren Sachverständigen für ihre Kunden bereit.

Zum Schluss seines Vortrags berichtete Herr Bastian gleich noch über aktuelle Änderungen bzgl. wasserrechtlicher Anforderungen – im Fokus dabei die gestiegenen Anforderungen zur Rückhaltung von Löschwasser in der neuen AwSV.

Bildungsträger – Neues aus der AZAV und digitale Lernformen

Die Fachgruppe AZAV begann mit einem Beitrag aus der Zertifizierungsstelle zu den aktuellen Entwicklungen in der Träger- und Maßnahmenzulassung – besonders im Fokus die umfangreichen Änderungen der AZAV in den vergangenen Monaten und die daraus resultierenden Neuerungen im Zulassungsverfahren der GUTcert.

Auditorin Anette Helfrich stellte anschließend das Berliner Modellprojekt „Berufsübergreifende Zusatzqualifikation für digitale Kompetenzen“ vor und leitete damit zum Hauptthema des Nachmittags über. Der Umgang mit digitalen Lernformen, besonders in AZAV-Maßnahmen, prägte die folgenden Beiträge und Diskussionen der Teilnehmenden.

Anke Adamus von der Deutschen Angestellten Akademie GmbH beschrieb die umfangreichen Schritte, die das Unternehmen seit Beginn der Corona-Pandemie unternommen hat, um trotzt temporärer behördlicher Verbote von Präsenzunterricht erfolgreich Maßnahmen anbieten zu können. Christian Schroff von der Michael Ploschke Coaching und Consulting GmbH berichtete anschließend über die Vor- und Nachteile von Online-Coachings.

Die anschließende Diskussion über die zukünftige Entwicklung digitaler Lernformen war der lebendige Beweis, dass auch in einer digitalen Veranstaltung spannender Austausch und Wissenstransfer möglich ist.

2022 hoffentlich wieder als Präsenzveranstaltung

Auch wenn wir viel positives Feedback zum digitalen Innovationstag bekommen haben, hoffen wir natürlich, Sie im kommenden Jahr wieder im gewohnten Präsenzformat begrüßen zu dürfen – mit dem traditionellen Get-Together und entspannten Gesprächen am Buffett!

Termin für den nächsten GUTcert Innovationstag Zertifizierung ist der 14. Januar 2022 – blocken Sie am besten schon den Termin, Details zum Inhalt veröffentlichen wir wie gewohnt im Lauf des Jahres. Wenn Sie Ideen für Schwerpunkte haben oder sogar ein Fallbeispiel aus Ihrer beruflichen Praxis vorstellen möchten, freuen wir uns übrigens über Ihre Nachricht an akademie@gut-cert.de!

Über die GUTcert GmbH

Die Zertifizierung von Integrierten Managementsystemen mit den Schwerpunkten Qualitätsmanagement, Umweltmanagement, Arbeitssicherheit sowie Energiemanagement ist das Hauptgeschäft der GUTcert. Weitere Kernkompetenzen der GUTcert sind die Verifizierung von Treibhausgasemissionen nach anerkannten Standards sowie die Zertifizierung der Nachhaltigkeitsanforderungen für Biomasse.

Als Mitglied der AFNOR Gruppe bietet die GUTcert ihre Zertifizierungsdienstleistungen im internationalen Netzwerk an, welches weltweit 28 Niederlassungen umfasst und mit 1.500 Auditoren und 20.000 Experten Kunden in über 90 Ländern betreut.

Die GUTcert Akademie bündelt das Fachwissen von Auditoren und anderen Experten, um Teilnehmern direkt anwendbare Kompetenzen mit nachhaltigem Mehrwert zu vermitteln.

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