Für seine herausragende Forschung an Tumorerkrankungen im frühen Kindesalter erhält Pascal Johann, Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) am Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ) und Kinderonkologe des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) den Württembergischen Krebspreis 2020. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung wird jedes Jahr von der Dres. Carl Maximilian und Carl Manfred Bayer-Stiftung verliehen.

Das „Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg“ (KiTZ) ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und der Universität Heidelberg (Uni HD).

Der Kinderarzt und Wissenschaftler Pascal Johann erhält den Preis für seine exzellenten Arbeiten zur molekularen Charakterisierung von Rhabdoidtumoren. Johann nutzte die innovative Methode der Einzelzell-Sequenzierung, um mehr über die molekularen Ursachen der Therapieresistenz dieser Tumoren herauszufinden.

Rhabdoidtumoren sind seltene, sehr aggressiv wachsende Tumor‎en, die bei Säuglingen und Kleinkindern in den ersten zwei Lebensjahren auftreten und nur selten heilbar sind. Am häufigsten entstehen sie im Gehirn und Rückenmark sowie in der Leber und den Nieren. Die Arbeiten von Pascal Johann konnten zeigen, dass bei dieser Krebserkrankung verschiedene Unterarten auftreten, die sich hauptsächlich durch sogenannte epigenetische Prozesse unterscheiden. Diese molekularen Mechanismen sorgen dafür, dass Gene stärker oder schwächer abgelesen werden, indem zum Beispiel die Faltung des Erbguts im Zellkern verdichtet oder gelockert wird. Besonders aktive Gene könnten der Grund dafür sein, warum manche Tumoren schnell gegen bestimmte Therapien resistent werden. Diese Gene könnten sich auch als geeignete Angriffsziele für neue Therapien erweisen.

Mit dem Preisgeld wollen Johann und sein Team sogenannte Einzelzell-Analysen von Rhabdoidtumoren durchführen, um besonders aktive Gene dieser Krebsart zu identifizieren und die Vielfalt innerhalb dieser Tumoren besser zu verstehen. Diese Erkenntnisse, so die Hoffnung der Forscher, könnten u.a. helfen, subgruppenspezifische Therapien zu entwickeln. Die Analyse einzelner Tumorzellen liefert zudem wichtige Erkenntnisse über die unterschiedlichen Entstehungswege dieser Tumoren. „Ich freue mich wirklich sehr über diese Auszeichnung und sehe es als großen Ansporn, die Behandlungsmöglichkeiten für diese schwer therapierbare Krankheit voranzutreiben“, sagt Preisträger Pascal Johann aus der Abteilung für Pädiatrische Neuroonkologie am DKFZ (Leitung KiTZ-Direktor Stefan Pfister) und vom Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD).

Pascal David Johann studierte Medizin an der Universität Tübingen mit Gastaufenthalten an der Université Victor Segalen in Bordeaux und an der Harvard Medical School in Boston. Im Jahr 2011 promovierte er am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Tübingen mit dem Thema „Immunologische Charakterisierung von Bindegewebszellen solider pädiatrischer Tumoren“. Seit Februar 2018 ist Johann Physician scientist am KiTZ und DKFZ in der Abteilung für Pädiatrische Neuroonkologie (Prof. Stefan Pfister, Dr. Marcel Kool) sowie Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin der Klinik für Pädiatrischen Onkologie, Hämatologie und Immunologie am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD).

Die Verleihung des Württembergischen Krebspreises 2020 fand am 30. Juli 2020 an der Universität Tübingen statt. Der Stiftungsvorsitzende der Dres. Carl Maximilian und Carl Manfred Bayer-Stiftung Claus Claussen überreichte den Preis an den diesjährigen Preisträger.

Über den Württembergischen Krebspreis:

Seit 2009 lobt die Dres. Carl Maximilian und Carl Manfred Bayer-Stiftung (kurz Dres. Bayer-Stiftung) jährlich den Württembergischen Krebspreis aus. Mit dem Preis sollen junge, begabte Mediziner gefördert werden, die auf dem Gebiet der Krebsforschung tätig sind. Die Preise werden für Wissenschaftler unter 40 Jahren ausgeschrieben, die ihre Forschung in Württemberg durchführen oder gebürtige Württemberger sind. Der Preis für 2020 ist mit 20.000 Euro dotiert.

Das „Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg“ (KiTZ) ist eine kinderonkologische Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums, des Universitätsklinikums Heidelberg und der Universität Heidelberg. Wie das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, das sich auf Erwachsenenonkologie konzentriert, orientiert sich das KiTZ in Art und Aufbau am US-amerikanischen Vorbild der so genannten "Comprehensive Cancer Centers" (CCC). Das KiTZ ist gleichzeitig Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Es verfolgt das Ziel, die Biologie kindlicher Krebs- und schwerer Bluterkrankungen wissenschaftlich zu ergründen und vielversprechende Forschungsansätze eng mit der Patientenversorgung zu verknüpfen – von der Diagnose über die Behandlung bis hin zur Nachsorge. Krebskranke Kinder, gerade auch diejenigen, für die keine etablierten Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen, bekommen im KiTZ einen individuellen Therapieplan, den Experten verschiedener Disziplinen in Tumorkonferenzen gemeinsam erstellen. Viele junge Patienten können an klinischen Studien teilnehmen und erhalten damit Zugang zu neuen Therapieoptionen. Beim Übertragen von Forschungserkenntnissen aus dem Labor in die Klinik übernimmt das KiTZ damit Vorbildfunktion.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.

Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg: Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich rund 65.000 Patienten vollstationär, 56.000 mal Patienten teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Krebshilfe hat das Universitätsklinikum Heidelberg das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.700 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg. www.klinikum-heidelberg.de

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