Die Konjunktur schwächelt, die Zeitarbeitszahlen sind bereits seit Monaten rückläufig – im Juni 2019 gab es ein Minus von mehr als 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Christian Baumann, iGZ-Bundesvorsitzender, beschreibt im Interview mit dem iGZ die Lage der Zeitarbeitsunternehmen.

iGZ: Die Zeitarbeitszahlen sind bereits seit Monaten rückläufig – im Juni 2019 gab es ein Minus von mehr als 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Allerdings haben wir in der Statistik auch einen gewissen Zeitverzug. Aktuellere Zahlen liegen nicht vor. Wie stellt sich daher aus Ihrer praktischen Sicht die aktuelle Situation in der Zeitarbeit dar?

Baumann: Ganz aktuell habe ich aus vielen Gesprächen den Eindruck, dass sich die Entwicklung weiter dramatisiert. Die Zahlen der großen Zeitarbeitsunternehmen bestätigen das. Laut Lünendonk gibt es dort Umsatz-Rückgänge im zweiten Quartal 2019 von bis zu 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bis vor wenigen Monaten war noch das Recruiting unser Haupt-Problem. Mittlerweile kommen fehlende Aufträge hinzu. Es ist fatal: Uns fehlen für die abgemeldeten Mitarbeiter die Folgeaufträge und für die vorliegenden Aufträge die passenden Mitarbeiter. In diesem Zusammenhang darf man auch nicht vergessen: weniger Zeitarbeitnehmer bedeutet auch einen geringeren Bedarf an internen Mitarbeitern. Auch da finden im Moment entsprechende Anpassungsprozesse statt.

iGZ: Die Konjunktur trübt sich ein. Im Juli ging beispielsweise der Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe im Vergleich zum Vorjahr um 5,6 Prozent zurück. Ende des vergangenen Jahres kam aber auch erstmalig die maximale Überlassungsdauer von 18-Monaten zur Anwendung. Welche der beiden Punkte ist aus Ihrer Sicht überwiegend für die negative Entwicklung in der Zeitarbeit verantwortlich?

Baumann: Das ist ganz schwer zu sagen. Es kommt ja neben der konjunkturellen Eintrübung und der vor einem Jahr neu eingeführten 18-Monatsgrenze auch noch der allgemeine Arbeitskräftemangel hinzu. Und der verschärft sich nach meiner Beobachtung zusätzlich dadurch, dass die Unternehmen ihre Stammbelegschaften halten, obwohl sie auch Auftragsrückgänge zu verzeichnen haben. Das kann man ja auch verstehen, denn es ist eine der Lehren aus der Krise vor zehn Jahren, dass es sich lohnt, die Mitarbeiter möglichst lange zu halten. Trotzdem ist es aus unserer Sicht eine völlig paradoxe Situation, für die es kein Patentrezept gibt.

iGZ: Welche Lösungsoptionen sehen Sie? Wer muss nun was tun?

Baumann: Als allererstes muss das Kurzarbeitergeld auch für die externen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Zeitarbeitsunternehmen geöffnet werden. Für die internen Mitarbeiter ist ja immer schon möglich gewesen und auch dort wird dem Vernehmen nach in den vergangenen Monaten spürbar mehr Gebrauch von gemacht, als es die Statistik, die nur bis in das Frühjahr zurück reicht, abbildet. Das, was wir zurzeit erleben, ist nicht mehr mit dem allgemeinen Betriebsrisiko der Zeitarbeitsunternehmen abzutun. Wir brauchen, wie in der Krise vor zehn Jahren auch, eine Öffnung der Kurzarbeit auch für die Zeitarbeitnehmer. Als Zweites würde ich mir wünschen, dass die Politik spätestens im Rahmen der Evaluierung der Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetze zu dem Schluss kommt, mindestens die maximale Überlassungsdauer in diesem Zusammenhang zu überdenken.

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