Die Blue Cap AG (ISIN: DE000A0JM2M1) aus München ist als Beteiligungsgesellschaft auf Restrukturierungen und Sanierungen von deutschen Mittelständlern fokussiert. Ein sehr interessanter und umkämpfter Markt, denn das deutsche Unternehmertum mit den vielen ‚Hidden Champions’ genießt weltweit hohes Ansehen. Gründer und Alleinvorstand von Blue Cap ist Dr. Hannspeter Schubert, ein Macher der mit dem Aufbau seines Lebenswerks in mehr als einem Jahrzehnt meistens ein glückliches Händchen bei der Auswahl von inzwischen elf Beteiligungen bewies.

NAV hoch, Aktie runter

Zuletzt wies die Beteiligungsgesellschaft in den verspätet veröffentlichten Angaben zum ‚Net Asset Value’ (‚NAV’) einen Portfoliogesamtwert von 112,2 Mio. Euro aus, was einem Anstieg von 9,8 Mio. Euro gegenüber dem Jahresende 2017 entspricht. Warum dieser äußerst positive Wert zum Halbjahresende 2018 nicht wie angekündigt auch mit dem Halbjahresergebnis am 31. August 2018, sondern erst Ende November 2018 veröffentlicht wurde, ist nicht nachvollziehbar. In diesem Zeitraum ist der Wert der Blue Cap Aktie von über 24,- EUR um mehr als 20 %, auf unter 19,- EUR gefallen und konnte sich seitdem auch nicht mehr erholen. Der Kapitalmarkt reagierte offensichtlich verschnupft auf die Nichteinhaltung des Veröffentlichungstermins.

Kasse gemacht und auf Konfliktkurs

Wer als Investor auf den Einstieg der PartnerFonds AG bei der Blue Cap im Juni 2018 gesetzt hat und den Worten von Dr. Schubert in diesem Zusammenhang folgte: „Ziel sei es, die beiden Gesellschaften mittelfristig zusammenzuführen und unter dem Dach der Blue Cap AG in Richtung geregelten Markt zu entwickeln“, sollte spätestens seit der Relativierung durch Dr. Schubert gerade mal zwei Monate später alarmiert sein: „In der zweiten Jahreshälfte werden wir (…) Ansätze für ein Zusammenwirken mit der PartnerFonds AG prüfen.“Dr. Schubert hatte bereits im Juni 2018 seinen 44 %igen Blue Cap Anteil an die PartnerFonds für 33 Mio. Euro veräußert.

Versuch gescheitert

Seit dem Einstieg von PartnerFonds bei Blue Cap wurden keinerlei Informationen zu der Entwicklung der „Traum-Ehe“veröffentlicht. Am vergangenen Donnerstag platze jedoch am Abend die Bombe – der Vorstand und Aufsichtsrat der PartnerFonds verlieren nach sechs Monaten die Geduld und wollen im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung sowohl den Vorstand als auch Aufsichtsrat der Blue Cap neu besetzten (lassen). Offensichtlich scheint das Verhältnis so zerrüttet zu sein, dass die PartnerFonds nicht mehr bis zur nächsten Hauptversammlung warten kann und will.

Ausstieg verpasst

Im Sommer klang alles noch so gut und es wirkte nach einem Deal aus dem es nur Sieger geben kann. Mittlerweile sieht es im Machtkampf anders aus – es gibt nur noch einen Gewinner: Dr. Schubert. Der Macher hatte seine Chips rechtzeitig vom Tisch genommen und kann seitdem den Kursverfall entspannt zuschauen. Auf den relevanten Small- und MidCap-Veranstaltungen ist der (noch) Vorstand der Blue Cap seit seinem Exit nicht mehr gesehen worden. Rühmlich wäre es wahrscheinlich gewesen, wenn Dr. Schubert sich mit dem neuen Anteilseigner arrangiert hätte, aber es wäre nicht das erste Mal, dass die eigene Unabkömmlichkeit einfacher zu formulieren ist, als Abschiedsworte vom gegründeten Unternehmen. Das tragische Ende des Gründers bei der Blue Cap folgt spätestens in 2019 – davon kann man wohl ausgehen.

Kaufen, wenn die Kanonen donnern

Im Einkauf liegt bekanntlich der Gewinn. Schnäppchenjäger konnten am vergangenen Donnerstag Blue Cap Aktien zu Tiefstständen bei unter 14,- EUR einsammeln. Am Freitag wechselten die Unternehmensanteile bereits wieder bei über 16,- EUR die Besitzer. Der ‚NAV’ per 30. Juni 2018 beträgt bei 3,98 Mio. ausstehenden Aktien immerhin einem beachtlichen Wert von 28,19 EUR pro Unternehmensanteil. Unter der Berücksichtigung des aktuellen Marktumfeldes lockt die Blue Cap Aktie momentan dennoch mit ihrem Abschlag von mehr als 12,- EUR bzw. rund 40 % vom jüngsten ‚NAV’ zum Einstieg. Spannend wird vor allem die weitere Entwicklung der Zusammenarbeit mit der PartnerFonds sein. Gemeinsam werfen die beiden Gesellschaften ein ordentliches Gewicht in die Waagschale und die Aktionäre können sicherlich von Synergien auf verschiedenen Ebenen nachhaltig profitieren.

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