Industrieller Druck ist im Alltag allgegenwärtig. In einer losen Interviewreihe stellt der VDMA-Fachverband Druck- und Papiertechnik Akteure aus seinen Reihen vor, die in dem Markt aktiv sind. Im aktuellen Interview spricht Walter Kurz, Vorstand der LEONHARD KURZ Stiftung & CO. KG über den Aufwärtstrend in der gedruckten Elektronik, über elegante Verbindungen zwischen Dekoration und Funktion sowie über spezielle Herausforderungen für Maschinenbauer im industriellen Druck.

Herr Kurz, wie definieren Sie „Industriellen Druck“?

Walter Kurz: Das ist der drucktechnische Transfer dekorativer oder funktionaler Schichten auf industrielle Güter. Diese werden durch Informationen, Designelemente oder immer öfter auch gedruckte Sensoren und Sicherheitsfunktionen aufgewertet. In der Regel ist der industrielle Druck eine Station in einer übergeordneten Fertigungskette. Wir agieren oft am Ende der Kette, haben es also mit fast fertigen, hochwertigen Produkten zu tun, was höchste Sorgfalt in der Handhabung voraussetzt.

KURZ ist hier sehr aktiv. Ist der Industrielle Druck für Sie eher Stand- oder Spielbein?

Kurz: Wir haben in den 1960er Jahren mit der Dekoration von Kunststoffteilen erste Schritte in diesem Markt getan. Über die Jahre hat sich der industrielle Druck ganz klar zum Standbein entwickelt. Das drückt sich in kontinuierlichem Wachstum, einer ständig wachsenden Vielfalt an Verfahren und Maschinen sowie durch den Zukauf und die Integration neuer Mitglieder in die KURZ-Gruppe aus. Firmen wie PolyIC in der gedruckten Elektronik oder BURG DESIGN aus Steyr mit Stärken im Automobilbereich oder unsere Tochter KURZ Digital Solutions tragen dazu bei, dass wir unsere Kompetenzen in diesem Markt permanent erweitern. Und das ist unabdingbar. Denn im industriellen Druck ist Maßarbeit gefragt. Jeder Auftrag bringt neue Spezifikationen in Design, Funktionsintegration, bei Substraten und Geometrien mit sich und erfordert von uns jeweils spezifische Anpassungen an die maschinellen Voraussetzungen der Kunden.

Wer sind diese Kunden?

Kurz: Ein breites Spektrum von der Automobilindustrie über die Elektronikbranche bis hin zu Herstellern von weißer Ware, also Haushaltsgeräten. Autohersteller und ihre Zulieferer zählen seit den 70er Jahren zu unseren Kunden und setzen zunehmend auf funktionalen Druck, sei es die Veredelung von Kühlergrills mit unseren Folien, sei es Interieur, das wir im In-Mould-Verfahren direkt im Spritzgussprozess veredeln oder aktuell auch Zukunftskonzepte für das Innendesign von Elektroautos und autonomen Fahrzeugen. Hier sind mit LEDs oder OLEDs hinterleuchtete Flächen gefragt, die per Wisch ihre Farbe ändern. Auch im Notebook-Bereich sind Hinterleuchtungen im Kommen. Und Waschmaschinenhersteller setzen auf gedruckte Touch-Sensoren unserer Tochter PolyIC. Es geht in den allermeisten Anwendungen um die elegante Verbindung zwischen Dekoration und Funktion.

Verändert es die Zusammenarbeit mit Kunden, wenn der Druck über rein optische und haptische Funktionen hinauswächst?

Kurz: Es bedarf einer sehr intensiven Zusammenarbeit, enger Projektbetreuung und jeder Menge Beratung und Abstimmung. Das bedeutet aber auch, dass wir in der gesamten Kette vom Design bis in die Serienfertigung eingebunden sind.

Neben dem Maschinenbau entwickelt und fertigt KURZ die Lacke und Folien. Sind die Rezepturen im industriellen Druck komplexer als im graphischen Druck?

Kurz: Die Anforderungen sind andere. Im graphischen Druck mit höchster Präzision bei sehr hohen Geschwindigkeiten sind andere Eigenschaften gefordert, als bei Spezialanwendungen im industriellen Druck. Hier kommt es stärker auf physikalische Eigenschaften an: höchste Abriebfestigkeit, Witterungsbeständigkeit oder dauerhaft hochglänzende folienbasierte Kinegramme auf Banknoten. Die Herausforderungen für unsere Teams in der Farb- und Lackentwicklung sind im graphischen und industriellen Druck jeweils ebenbürtig.

KURZ bietet u.a. die digitale Veredelung für digitale Druck- und Folienverfahren mit Echtmetall an. Ist die Zukunft des Industriellen Drucks rein digital?

Kurz: Nein. Es gibt natürlich eine Entwicklung hin zu digitalen Verfahren, aber herkömmliche Druckverfahren bleiben in der Entwicklung nicht stehen. So sind etwa die Rüstzeiten deutlich gesunken. Ab einer gewissen Stückzahl werden Verfahren wie der Offset-Druck auch künftig eine führende Rolle spielen. Der Digitaldruck hat Vorteile bei kleineren Losgrößen oder auch bei modular gestalteten Druckanwendungen. Aber es wird auch im industriellen Druck immer ein Nebeneinander analoger und digitaler Verfahren geben. Klassische Druckverfahren sind unverzichtbar.

Marktstudien prognostizieren ein starkes globales Wachstum im Industriellen Druck. Bestätigen Ihre Erfahrungen die hohen Wachstumserwartungen?

Kurz: Ja. Wir stellen im Automobilmarkt und bei der weißen Ware starkes Wachstum fest. Es gibt natürlich auch Segmente, in denen die Dynamik geringer ist. Doch unterm Strich nimmt die Nachfrage nach Lösungen, die dekorativen Druck mit Funktionsdruck und Sensortechnik verbinden, deutlich zu. Gleiches gilt für die Kombination von edlem Oberflächendesign und Hinterleuchtungen, die durch energieeffiziente Beleuchtungstechnologien getrieben ist.

Ihr Unternehmen ist seit bald 15 Jahren im Bereich gedruckte Elektronik aktiv. Zahlt sich Ihr frühzeitiges Engagement aus?

Kurz: Inzwischen kann ich diese Frage bejahen. Wir haben sehr viel investiert und über die Jahre durchaus auch Rückschläge hinnehmen müssen. Doch der lange Atem zahlt sich aus. Wir haben in Segmenten, die nicht gezündet haben, Knowhow aufgebaut, das wir heute mit Erfolg auf andere Bereiche übertragen.

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Kategorien: Maschinenbau